Donnerstag, 30. Dezember 2010

Gib' mir Pflanzennamen

Gemüse ist ja so einiges - gesund, bunt, kalorienarm und, wenn man nicht gerade in Großbritannien oder der Firmenkantine ist, knackig. Es ist ein optimaler Gewissensberuhiger zwischen Weihnachtsbraten und Silvester-Fondue und eine durchaus ernstzunehmende Hauptspeise. Auch, wenn ich immer kurz Angst habe zu verhungern, wenn ich höre, dass es etwas Vegetarisches zu Essen gibt. Ich mag fleischloses Essen und habe sogar selbst ein paar Jahre vegetarisch gelebt. Leider hat sich meine Ernährung in dieser Zeit meist auf Salat oder tiefgefrorene Gemüsestäbchen beschränkt, so dass mein Enthusiasmus für diese Ernährungsform irgendwann erlahmte. Vor ein paar Tagen habe ich allerdings ein vegetarisches Lebensmittel kennenlernen dürfen, das mir in mehrerlei Hinsicht sehr entgegenkam: Es heißt Quinoa und ist ein Gänsefußgewächs. Klingt nach Blume, schmeckt aber nach Nuss und sieht fertig zubereitet aus als hätte man aus Leinsamen Popcorn gemacht. A
Toll ist es einerseits, weil es sehr eiweißhaltig ist und einen Haufen ungesättigter Fettsäuren enthält und andererseits, weil es extrem widerstandsfähig ist. Also das optimale Lebensmittel für mich. Etwas, das Nässe genauso aushält wie Trockenheit und schlechten Boden, überlebt vielleicht auch mich ohne sich vom Balkon zu stürzen. Apropos Balkon: Dass Quinoa selbst Frost standhält, ist ein weiterer Vorteil wenn ich mir die erstarrten Tomatenpflanzen auf unserer verschneiten Terrasse so anschaue. Der Inkareis, wie die braunen Körnchen auch genannt werden, wurden schon vor 6000 Jahren in Südamerika angebaut, in den Anden, weil sich auf 4000 Meter Höhe jedes andere Getreide weigerte zu wachsen. Die alten Völker schienen ohnehin ein gutes Gespür für fleischloses Essen gehabt zu haben - außer, die Bayern vielleicht, wenn man vom Bärwurz absieht.
Der heutige Foodversuch war jedenfalls auch eine Art Volkskunde: indisch.
Ayurvedisch, um genau zu sein. Aloo gobi. Hat nichts mit der Wüste Gobi zu tun, sondern mit Blumenkohl und Kartoffeln. Das Gute an diesem Gericht ist, dass es sehr einfach zuzubereiten ist (ich habe es trotzdem Achim machen lassen) und dass es für alle Doshas passt. Ein Dosha ist ein Bündel aus zwei Elementen, also Äther und Luft, Feuer und Wasser oder Wasser und Erde. Je nach Zusammensetzung nennt man die Doshas Vata, Pitta oder Kapha, die sich in der Schichtarbeit abwechseln: Vata ist zwischen 2 und 6 Uhr und zwischen 14 und 18 Uhr aktiv, mit Vorliebe im Frühjahr und Herbst, der Sommer und die Zeiten von 10 bis 14 Uhr und von 22 bis 2 Uhr gehören Pitta und Im Winter von 6 bis 10 Uhr und von 18 bis 22 Uhr ist Kapha aktiv. Die Verteilung der Doshas im Körper bestimmt den Konstitutionstyp des Menschen. Ich habe eine halbe Stunde lang Kreuzchen in einem Fragebogen gemacht und weiß jetzt, dass in mir am meisten Pitta rumschwirrt und kaum Kapha. Pitta steht auf sauer, scharf und salzig. Damit mein Körper im Gleichgewicht bleibt, darf ich also süß, bitter und herb essen. Oder eben Blumenkohl. Wahrscheinlich fühle ich mich deswegen gerade so entspannt.
Vielleicht liegt es aber auch an dem kleinen Feierabend-Bierchen, das ich mir im Dienste der Wissenschaft einverleibt habe: Laut Ayurveda ist Hopfen nämlich bitter, also genau richtig, um mein Pitta auszugleichen. Vegetarisch ist es obendrein und - wie unser neuer Flaschenöffner ganz richtig feststellt: "Bier kalt stellen ist auch irgendwie kochen". Einen guten Rutsch ins neue Jahr - und immer schon die Brennpaste unterm Fonduetopf im Auge behalten.

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