Dienstag, 31. Juli 2012

Wasser - mehr als klare Flüssigkeit

Wasser kann verklumpen. Ohne Witz! Habe ich im Spiegel gelesen. Also, der Spiegel selbst bzw. der Autor des Artikels glaubt das zwar nicht. Wohl aber die Besucher der Esoterik-Messe, über die es in dem Bericht ging. Auf dieser Messe für "Friede, Freude, Seelenstreicheln" gab es einen Aussteller, der einen Quirl für Leitungs- und Flusswasser feilbot. Den braucht der in Harmonie mit sich und seinen Organen lebende Mensch dazu, die Klumpen aus dem Wasser zu wirbeln, die entstehen, wenn es durch die Leitung gepresst und dabei gequetscht wird. Und weil der Quirl irgendeine Spezial-Aufladung hat, könnte man sogar Wasser direkt aus dem Eufrat, Tigris, Nil oder auch der nächstbesten Klärgrube trinken und es würde dem Körper so wohl bekommen wie eine dreistündige Massage plus Frischzellenkur. Mindestens. Wasser scheint ohnehin über die Jahre viel komplexer geworden zu sein. Ich dachte immer, es habe genau zwei Funktionen für den Menschen: ihn sauber machen und den Durst löschen. Inzwischen gibt es aber welche mit Vitaminen drin, mit Sauerstoff, es gibt Filter und Steine, die das Wasser energetisch aufladen oder reinigen sollen und ein gewissen Claus Arius hat sogar ein Buch darüber geschrieben: "Mineralwasser. Der Guide zu 225 Marken aus aller Welt". Die Wässer in diesem Ratgeber sind sogar allesamt getestet - auf Geschmack und Gebrauchsmöglichkeiten. Nennt mich einen Banausen, aber wie viele Gebrauchsmöglichkeiten gibt es denn für Mineralwasser? Beziehungsweise, was kann denn ein Mineralwasser, was ein anderes nicht kann? Vielleicht sollte ich mir den Flüssig-Lesestoff ja mal anschaffen; um meine Vorurteile zu beseitigen und wieder en vogue zu sein. Denn wie der Klappentext auf amazon verheißt: "Mineralwasser liegt im Trend". Dann mal runter damit - aber erst die Klumpen rausquirlen.

Sonntag, 22. Juli 2012

Von Hamburg nach München: Die Weißwurst ist doch ein Nordlicht

Gestern gab es mal wieder einen (kleinen) sportlichen Wettkampf, zur Belohnung gab es heute Weißwurst zum Frühstück. Obwohl ich in Süddeutschland geboren bin und lange in München gelebt habe, muss ich immer noch jedes Mal überlegen, ob man die Wurst jetzt erst ins Wasser legt und selbiges dann erwärmt oder ob man erst das Wasser warm macht und dann die Wurst reinlegt. Bevor jetzt alle anfangen zu googeln und nicht mehr weiterlesen: Man macht erst das Wasser warm und legt dann die Würste bei 70 bis 75 Grad Wassertemperatur 10 Minuten in den Topf. Der zweite Gedanke, der mir immer kommt, wenn es Weißwurst gibt, ist der, wie man sie korrekt verzehrt. Obwohl das inzwischen wohl ziemlich Latte ist. Sogar Alfons Schuhbeck sagt, dass kein Mensch mehr zuzelt, also das Wurstinnere mit den Zähnen aus der Haut saugt. Wie man das Brät aus dem Darm schält oder ob man den Darm der Einfachheit halber gleich dran lässt, kann jeder für sich entscheiden. Auch, wann man diesen deftigen Imbiss zu sich nimmt, ist inzwischen Tageszeit-unabhängig. Früher mussten sie Weißwürste bis 12 Uhr mittags verzehrt sein.Das lag zum einen an den nicht vorhandenen Kühlmöglichkeiten, zum anderen daran, dass diese Mahlzeit günstig und deshalb häufig an Arbeiter und Handwerker verkauft wurde, die die Wirte möglichst schnell wieder aus ihrem Haus haben wollten bevor die Reichen für ihren Lunch einliefen. Erfunden hat die Weißwurst angeblich 1857 der Moser Sepp, ein Metzgermeister aus München, dessen Lehrling den falschen Darm zum Bratwurst machen heimbrachte und sein Chef daraufhin improvisieren musste. Weil er befürchtete, dass der mitgebrachte Schweinedarm braten nicht aushalten würde, erwärmte er die Würste im Wasser - ein Klassiker war geboren (obwohl ich auch schon Weißwurst-Gröstl gegessen habe). Die Website helpster.de beschließt einen recht ausführlichen Text über Lagerung, Zubereitung und Verzehr der Weißwurst mit dem Satz: "Eine Weißwurst ist ein traditionelles bayrisches Gericht, das sich mit wenig Aufwand und schnell zubereiten lässt." Klingt schlüssig. Aber: Es gab die Weißwurst schon viel früher - und zwar genau im anderen Ende Deutschlands, in Hamburg. Und zwar seit 1806. Der Leibkoch eines Marschalls setzte damals den Gästen und Besuchern als zweites Frühstück die "Boudin blanc" vor, eine Luxusversion mit Kaviar (man war ja doch irgendwie eine Hafenstadt). Als die "Hamburger Franzosenzeit" im Laufe des 19. Jahrhunderts zu Ende ging und den Hamburgern ihr inniges Verhältnis zu den Franzosen etwas unangenehm war, schoben sie dieses Rezept ganz hinten in den Küchenschrank und ließen es in Vergessenheit geraten. Die Chance für den Moser Sepp zum Erfinder der Weißwurst zu werden. Ist vielleicht auch besser so. In Hamburg habe ich bisher noch keine einzige richtig resche Brezel gefunden.

Sonntag, 1. Juli 2012

Horst Lichter - da ist alles in Butter

Genau wie für mich "Das perfekte Dinner" zum Unter-der-Woche-Unterhaltungsprogramm gehört, ist es fester Bestandteil unserer Wochenend-Frühstücksroutine, eine Folge "Lanz kocht" im Online-Stream anzuschauen. Während wir unsere Brötchen mit Käse belegen, stopfen die Starköche Couscous in Tintenfische und Brezelfüllung in Braten. Inzwischen kennen wir nicht nur die Gags, die spätestens jede zweite Sendung einmal kommen ("Er wird auch George Clooney von Franken genannt - Alexander Herrmann!", "Und was sagt das Orakel aus München?","Kardamom ist gut, wenn man Probleme mit Mundgeruch hat - probier doch mal." usw.), sondern man kann auch die Köche langsam aber sicher schön in Klischee-Schubladen einordnen. Alexander Herrmann - immer schön angerichtete Speisen, für Alfons Schuhbeck aber immer entweder zu wenig Salz oder eine Komponente zuviel. Lea Linster - immer gut gemachte Gerichte, was angesichts der Wortanzahl pro Sendung erstaunlich ist; Kochmami, die all ihre "Buben" regelmäßig" knutschen und knuddeln muss - ob sie das wollen oder nicht. Cornelia Poletto - Quotenblondine mit Knatschstimme, die ganz gut kontern kann und noch besser italienisch kochen. Und, nein: SIE HAT KEINEN FREUND! Kolja Kleeberg - der Hammer in der Dessertabteilung. Ansonsten gut, aber sowas wie der Klassenstreber, der immer noch eine Anmerkung zu allem hat. Mario Kotaska - Blond, Brille, basst scho. Nelson Müller - singt ganz gerne mal. Ansonsten alles im Repertoire von Zwiebelrostbraten bis "Eckball"-Dessert. Steffen Henssler - kann Fisch, aber kein Soufflée. Tim Mälzer - kann Fleisch und ... Fleisch. Horst Lichter - kocht mit der größten Butterdichte pro Quadratzentimeter Lebensmittel. Egal, um welches Lebensmittel es sich handelt. Gestern haben wir zum Beispiel eine Folge angeschaut, in der die Köche etwas Deftiges zubereiten sollten. Während Schuhbeck sich mit einem Herrengulasch samt Ochsenmaulsalat im Zwiebelschälchen verkünstelt hat und Mario Kotaska geräuchterte Forelle unter perfekt gebräunte Bratkartoffeln hob, bastelte Lichter "Gefüllten Fleischkäse". Er schnitt Taschen in Leberkäs-Hälften, füllte sie mit Speck und Käse, panierte sie, briet sie mit gefühlt einem Klotz Butter an, packte einen weiteren obendrauf und steckte alles nochmal ins Backrohr, damit "die Butter auch schön in die Panade einzieht". Ich glaube ja, dass der Cholesterinspiegel bei so einem Gericht schon beim Zuschauen gefährliche Werte erreicht, da hilft auch der Meeretichsalat nichts mehr, den er als Alibi-Vitamine unter den Butter-Leberkäs geschmuggelt hatte. Aber es war ein Gericht, dass zu ihm gepasst hat - und das ist positiv gemeint. Ich fand es eines der besten, wennauch am schwersten im Magen liegenden "Lichter-Klopper", gleich nach der Erdbeere im Zucker-Sahne-Berg und "Lachs auf Toast". Und wenn es nur deswegen ist, für ein paar Minuten das gute Gefühl zu haben, sich ungleich gesünder zu ernähren, auch, wenn sich die Nuss-Nougat-Creme auf dem Frühstücksbrötchen türmt. Die nächste Folge schaue ich mir garantiert wieder an - man muss ja nicht alles nachkochen.