Sonntag, 27. Februar 2011

Spitzenangelegenheiten

Gestern waren wir auf eine Schnörres-Party eingeladen. Jeder Gast musste sich einen Schnurrbart ankleben, ein besonders mutiger (oder schmerzfreier) hat sich sogar einen Schnäuzer wachsen lassen, der lang genug war, um ihn an den Enden etwas zwirbeln zu können.
Neben einem Haufen erspressungstauglicher Bilder nehme ich aus diesem Abend zwei Erkenntnisse mit: Nach ein paar Bier wandern Anklebe-Schnurrbärte gerne auf die Stirn. Und: Mit einem Schnörri unfallfrei zu essen ist ungefähr so einfach wie einen Kürbis mit einem Kartoffelschäler zu häuten.
Laut einer Studie der Uni Kiel wirken Bartträger sympathischer, gebildeter und attraktiver als Glattrasierte, was ich spätestens dann nicht mehr unterschreiben würde, wenn der Tunfischdip gleichmäßig verteilt in den Haarspitzen hängt. Laut stupidedia.de ist das aber nicht eklig, sondern ein für den Schnäuzer lebensnotwendiger Prozess, ähnlich dem zwischen Bäumen und Parasitenpilzen, ich zitiere: "Der Schnurrbart frisst am liebsten Frühstücksreste; ein paar Spiegeleireste, ein wenig Marmelade und Kaffeeschaum genügen ihm, für eine Woche zu überleben." Eine Rasur vor dem Frühstück empfiehlt vielleicht auch deshalb das Männermagazin Men's Health, tarnt den Tipp aber mit der Begründung "Kauen regt die Durchblutung der Wangen an – wenn man sich nach dem Frühstück beim Rasieren schneidet, blutet es stärker." Weil Männer harte Schweine sind, greifen trotzdem 43 Prozent erst zur Klinge nachdem sich Rührei und Marmelade in der Mundbehaarung verewigt haben. Rund 3,5 Kilo Haare schabt sich ein Mann durchschnittlich in seinem Leben vom Gesicht. Wobei wahrscheinlich die Hälfte des Gewichts aus angetrockneten Essensresten und kleinen Insekten besteht, die aus dem Haargestrüpp nicht mehr herausgefunden haben. Trotzdem findet laut Men's Health immerhin eine von zehn Frauen Bärte sexy. Männer, die kochen können, sind für drei von zehn Frauen attraktiv. Also vor der Rasur den Bart mal kurz ausschütteln und das, was rausfällt - ab in den Topf. Umweltbewusste Lebensweise und Recycling gefällt nämlich rund 40 Prozent der Frauen ;-)

Freitag, 25. Februar 2011

Mach. Mich. Heiß.

Die Chinesen sind auf zwei Gebieten ziemlich gut: Beim Kochen und beim Erfinden seltsamer Fernsehsendungen. Jetzt haben sie beides zusammengeführt, um Männer für den Küchenherd zu begeistern – eine Nacktkochshow. Sie soll in Hongkong produziert werden, wo eine hübsche, junge Chinesin zuerst auf dem Markt Lebensmittel einkauft und dann nur mit einer durchsichtigen Plastikschürze bekleidet daraus Gerichte zubereitet, die die Zuschauer nachkochen sollen. Als ob auch nur einer auf das schauen würde, was im Wok passiert. Hierzulande geht es etwas gesetzter zu, anscheinend genügt den Jungs in Deutschland auch ein Alfons Schubeck, um sich an den Herd zu stellen. Und wer gibt nicht gern sein Bestes in der Küche, wenn es überschwängliches Lob zu ernten gibt wie „Do konnst nix foisch mocha, wos wuist jez do meckan?“. Auch, wenn ein Sprichwort sagt: „Schau nicht in`s Töpfchen, lieber Mann. Die Küche geht Dich gar nichts an“ – bei uns sind es die Kerle, die sich Rezept-Apps runterladen und Kochzeitschriften abonnieren. Zumindest bei mir im Bekanntenkreis. Mir gefällt das gut, im Einkaufen bin ich deutlich routinierter als im Einkochen. Und deshalb will ich die Herren der Schöpfung nun auch gar nicht länger von ihren Pflichten als Ernährer der Familie abhalten und schließe mit den weisen Worten eines Unbekannten Zitatgebers: „Von Liebe allein wird keiner satt, wohl dem, der was zu löffeln hat.“ Mahlzeit und schönes Wochenende!

Mittwoch, 23. Februar 2011

Eine Frage der Technik

Endlich ist er da – der iGrill! Eigentlich ist er eine sie; eine App, die ein spezielles Bratenthermometer mit iPhone oder iPad koppelt und dann die Grilltemperatur via Bluetooth rüberfunkt ohne dass man(n) ständig zwischen Bierfässchen und Grillrost hin- und herrennen muss. Um die 100 US-Dollar soll das System kosten. Na ja, kauft man halt eine Scheibe Dry Aged Beef weniger.
Ähnlich unverzichtbar ist der Pastakochautomat – Nudeln kochen gehört ja zu den schwierigsten Übungen in der Küche überhaupt. Dieses Gerät kann auf Knopfdruck Pasta in 90 Sekunden al dente kochen. Und die Gäste so nachhaltig beeindrucken, dass sie die Münder gar nicht mehr zubekommen, um selbige zu kauen.
Wer den Nudelkult auf die Spitze treiben will, dem sei ein Spaghetti-Schäler ans Herz gelegt. Der Schält nicht die Pasta (an der ist ja nicht viel, das man wegschaben könnte), sondern man verwendet ihn, um Gemüse in Spaghettiform zu schnippeln – angeblich hat sogar Johann Lafer so einen. Und, hey, er muss es ja wissen.
Und zum Dessert serviert man dann eine selbst verzierte Torte. Habe ich im amerikanischen Werbefernsehen gesehen. Man sucht sich die Schablone zu einem bestimmten Thema aus dem Sortiment, zum Beispiel „Prinzessin“, wählt das entsprechende Programm in der Maschine, legt eine Zucker- oder Marzipanmatte unter die Walze und schwupps, stanzt sie Krönchen, Blümchen und Herzchen aus der Unterlage, die man nur noch auf den Kuchen zu setzen braucht.
Hach ja, Technik ist doch was Tolles. Vielleicht installiere ich Achims automatische Gießanlage ja mal über meiner Kresse…

Sonntag, 20. Februar 2011

Voll Kress,e(y)!

Heute war Pflanztag. Erst habe ich unsere Narzisse von ihrem Minitopf befreit und weil ich schon mal in Schwung war, habe ich auch gleich noch Kresse angebaut. Auf der Watte, die vom Essigmachen übrig war. Der gärt übrigens brav vor sich hin.
Als ich nach Tipps für den Kresseanbau gesucht habe, habe ich festgestellt, dass die kleinen grünen Stielchen eine Art Patchwork-Familien bilden: sie heißen gleich, sind aber nicht immer verwandt. So ist Gartenkresse ein Gewürz, Brunnenkresse eine Zier- und Speisepflanze, Winterkresse ein Wildkraut und Kurt Kresse ein deutscher Kolumnist. Der ist immerhin mit Walter Kresse verwandt. Bei so einem Familiendurcheinander darf man nicht anspruchsvoll sein, wenn man zu etwas kommen will und so wächst die Gartenkresse auf so ziemlich allem, was eine annähernd erdig-weiche Konsistenz hat: Krepp, Flies und eben Watte. Lange muss sie es da auch nicht aushalten. Vom Sähen bis zum Ernsten vergehen nur 8-10 Tage. Da sollte sich der Essig mal ein Beispiel nehmen. Deshalb habe ich die Kresse in Form eines Blitzes ausgesäht, „Green Lightning“, sozusagen. Und ich freu mich schon, wenn ich mit dem Blitzabschneider Küchenschere kommen und meinen Salat mit den zarten Sprossen verfeinern kann.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Von Königspilsen und Landbieren

Heute ist das große Fußball-Derby HSV gegen St. Pauli, die ersten Feuer im Fanblock sind entzündet und die ersten Spieler fachgerecht gefault. Der optimale Zeitpunkt für ein Bier. Was den Gerstensaft angeht, ist Deutschland ein Quell der Freude: laut der Website bier.de bräuchte man mehr als 13 Jahre wenn man ab heute jeden Tag ein anderes Bier probieren wollte. Und jetzt, wo der Käse gemacht und der Essig angesetzt sind...
Schön ist, dass man im Gegensatz zu den regional sehr unterschiedlichen Gerichten, Bier überall zu trinken bekommt. Allerdings ist auch Bier nicht gleich Bier. Im Norden trinkt man gern herbes Bier. Ein großes Bier entspricht dort der gleichen Menge wie ein kleines in Bayern: 0,5 Liter. Das trinkt man in München in der Mittagspause, in Hamburg auf der Reeperbahn. Deswegen hat man der Astraflasche ein Motrosentattoo-anmutendes Herz verpasst während man bayerisches Bier entweder am Löwen, an weiß-blauen Rauten, am Mönch oder allem zusammen erkennt. Das Rheinland ist eine Biersonderzone. Man kloppt sich so sehr darum, ob nun Kölsch oder Alt besser schmecken, dass man kaum zum Trinken kommt. Deshalb füllen die Rheinländer ihr Bier gleich in Gläser die eine Verdunstungs-günstige Röhrenform haben. Während man die Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Sorte erörtert, verpufft die Flüssigkeit im Glas und der Wirt - in Fachsprache Köbes genannt - kann die nächste Runde bringen während sich die bayerischen Touristen noch wundern, wo den "des Noagarl Bier" auf einmal hin ist, das man eben noch mitleidig beäugt und sich gefragt hatte, ob das nun das Getänk ist oder die Fingerwasch-Schale.
Zu Ehren des edlen Gerstensaftes wird in Deutschland jedes Jahr ein Bierbotschafter gewählt. 2010 war das der Vorsitzende der CDU/CSU-Franktion Volker Kauder. Die Brauer haben sich wegen "seines außergewöhnlichen Engagements" für ihn entschieden - dachte ichs mir doch, dass die im Bundestag nicht bloß Apfelsaft trinken. Trotz aller Bemühungen seitens der Politiker den Bierkonsum anzuregen (Günther Beckstein: "Nach zwei Maß kann man noch fahren"; Max Streibl: "„Bei uns hat das Bier gar keine Zeit, alt zu werden. Wozu dann also ein Haltbarkeitsdatum?“) geht ebenjener in Deutschland leicht, aber kontinuierlich zurück: Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Bierdurst der Deutschen abgeflaut und um 1,8 Millionen Hektoliter gesunken, wie das Statistische Bundesamt feststellen musste. Rein rechnerisch verdrückt jeder Deutsche ab 15 Jahren (eigentlich darf man erst ab 16 Jahren offiziell Alkohol trinken, aber hey, das hier ist ein Notfall) 0,33 Liter Bier pro Tag. Eine Mädchenmenge. Oder drei Kölsch. Und weil sieben Bier auch ein Schnitzel sind und wir damit also nicht nur ein deutsches Kulturgut, sondern auch gleich noch ein paar Kühe retten, möchte ich das Schlusswort dem deutschen Brauerbund überlassen: "Bier ist rein, Bier ist Genuss, Bier ist Deutschland. Jetzt ein Bier!" Prost.

Sonntag, 13. Februar 2011

Auf heißen Kohlen

Die Grillsaison ist eröffnet. Gestern haben wir angegrillt. Wenn es nach dem Männer-Kochmagazin „Beef“ (und unseren Gästen) geht, viel zu spät: „Man sollte am 31. Dezember abgrillen und am 1. Januar angrillen“, heißt es da. Nicht wortwörtlich, aber sinngemäß. Sogar das Rezept für einen Wurstkeks gab es dort zu Weihnachten. Mir,deren Barbecue-Highlight der Kartoffelsalat ist und das Entzünden des Feuers zeitraubendes Übel,erschließt sich die Faszination des Grillens nur zum Teil. Ich liebe den Geschmack des Fleisches, wenn es frisch von der Holzkohle kommt, und den Rauchduft, der über dem Rost hängt – das hat schon was. Für die Jungs in meinem Bekanntenkreis scheint es da aber noch etwas jenseits der reinen Essenzubereitung zu geben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass unser Chefgourmet im Dänemark-Pärchenurlaub mehrere Stunden damit zugebracht hat ein leeres Bierfässchen mit Schere und Kneifzuange zu bearbeiten, um einen Anzündkamin für den Grill zu bauen… und danach mehrere Stunden vor der geschlossenen Webergrill-Kuppel verharrte, unter der ein Jerked Chicken seiner Vollendung entgegengarte. Vielleicht ist es das Feuer, das die Männer an den Rost zieht. Da saßen sie ja schon in der Steinzeit und brutzelten ihr Jagdgut. Jetzt haben sie statt Holzspießen und ihren bloßen Händen aber Eichenfurnier-Grillkoffer mit Messingbeschlägen, Sparerib-Halter, Fischklammern und High-Performance-Grillanzünder. Fisch wird auf anderem Holz geräuchert als Fleisch und es gibt im Internet Listen, denen man die Wärmespeicher- und Glimm-Kapazität verschiedener Kohlesorten entnehmen kann. Gestern haben wir sogar kurz erörtert, ob man getrocknete Ananas über Buchenspänen kalt räuchern könnte. Eigentlich hätte man allen Grund sich über die Verwissenschaftlichung einer so simplen Sache lustig zu machen. Das Dumme ist nur: Ein über Stunden liebevoll betüddeltes Grillhendl schmeckt tatsächlich um so viel besser als ein schnödes Brathuhn, dass allein der erste Biss allen Schnickschnack rechtfertigt, der beim letzten Dänemarkurlaub dafür verantwortlich war, dass die Hälfte meiner Schuhe zuhause bleiben musste. Jetzt müssen wir nur noch eine Frage klären:
Rub oder Marinade?

Dienstag, 8. Februar 2011

Stachel-Sachen

Ich habe einen Kaktus gegessen. Er hat geschmeckt wie eingelegte Gurke und Stacheln hatte er auch keine. Also eher ein softes Lebensmittel als eines für harte Kerle. Während ich nicht einmal wusste dass man Kaktus essen kann, hat er es sogar in die Sterneküche geschafft. In Erfurt gibt es mehrmals pro Jahr ein großes Kakteen-Essen mit Gala-Koch. Stilecht im Gewächshaus. Alle Termine für 2011 sind ausgebucht. Das Gute: Kakteen sind nicht giftig. Das Schlechte: Die meisten sind ungenießbar. Das merkt man daran, dass sie bitter schmecken. Sonst nichts. Wieder nichts für harte Kerle. Weil meiner nach Gurke geschmeckt hat, hatte ich anscheinend die einzig genießbare Sorte auf meinem Teller: Den Feigenkaktus. Umgangssprachlich wird er auch Ohrenkaktus genannt. Ich sage außerdem "A*****" zu ihm, seit er mir in den Trautmannsdorffschen Gärten in Meran gefühlte 12.000 Stacheln in die Finger gejagt hat obwohl ich nur mal testen wollte, ob die roten Bobbel, die an ihm wachsen hart oder weich sind. Eine Website erwähnt extra, dass der Feigenkaktus so freundlich ist keine gesundheitsschädlichen Substanzen zu enthalten - falls ich nicht alle Nadeln aus meiner Haut bekommen haben sollte. Dafür enthalten Kakteen Glucose, Vitamin C und Mineralstoffe. Sollen für Bindegewebe, Knorpel und Sportler gut sein und Radikale fangen. Also doch ein harter Kerl, der Feigenkaktus. Obwohl er im Salat so weich war.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Sauer und lustig

Warum wird Watte eigentlich nur kiloweise verkauft? Ich brauchte nur einen kleinen Bausch, um das Essiggefäß zu verschließen und bin mit einem Paket aus dem Laden, mit dem man einen ganzen Bandübungsraum schalldicht auskleiden hätte können. W

Oder die Zelle, in die mich das weiße Flauschzeug fast getrieben hätte. Es wollte nämlich partout nicht in meinem Fahrradkorb bleiben und ging bei jeder Gelegenheit mit dem Wind fangen spielen. Und als ich das Päckchen endlich in unserer windstillen Küche und das Essig-Rezept im Internet gefunden hatte, was muss ich da lesen? Man kann auch ein Baumwolltuch nehmen. Dem Satz "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil" gehört ergänzt um "Wer lesen kann und das tut bevor er aktiv wird, ist klar im Vorteil". Na ja, egal. Ich habe gehört, dass man auf Watte super Kresse züchten kann und man braucht ja Projekte.
Ich habe nun jedenfalls meinen ersten eigenen Essig angesetzt. Einen Weinessig, der als Johannisbeer-Gin getarnt ist. Also, Leute, wenn ihr das nächste Mal bei uns seid und einen Gin Tonic wollt: Nicht die blaue Flasche mit dem roten Inhalt von der Fensterbank nehmen.
Warum ich mich für schnöden Weinessig entschieden habe, obwohl so großartige Vorschläge wie Veuve-Cliquot-Essig kamen, liegt daran, dass ich gelesen habe, dass Weinessig die Basis für sämtliche Verfeinerungs-Möglichkeiten ist, die man sich vorstellen kann: Holunderblüten-Essig (gute Idee, Cousin, danke), Himbeer-Essig und vielleich sogar Nutella-Essig! äre doch schade, wenn das Essig-Experiment nach der 6-8wöchigen Reifezeit zu Ende wäre.

Dienstag, 1. Februar 2011

Es ist Muttertag

Loooooidddde, die Mudda is da.Heute habe ich die Essigmutter bekommen. Sieht aus wie wenn man einen Smoothie mit Kettenöl mixt. Für einen Liter Essig bzw.
Wein soll sie reichen. Ich liebäugle ja mit Sherry-Essig - Hauptsache, es knallt. Mal sehen, ob ich die Tage dazukomme, die Mixtur anzusetzen. Jetzt gehe ich erstmal auf die Suche nach einem adequaten Rezept. Wenn ihr eine Idee oder einen Wunschessig habt: Immer raus damit.