Mittwoch, 16. Februar 2011

Von Königspilsen und Landbieren

Heute ist das große Fußball-Derby HSV gegen St. Pauli, die ersten Feuer im Fanblock sind entzündet und die ersten Spieler fachgerecht gefault. Der optimale Zeitpunkt für ein Bier. Was den Gerstensaft angeht, ist Deutschland ein Quell der Freude: laut der Website bier.de bräuchte man mehr als 13 Jahre wenn man ab heute jeden Tag ein anderes Bier probieren wollte. Und jetzt, wo der Käse gemacht und der Essig angesetzt sind...
Schön ist, dass man im Gegensatz zu den regional sehr unterschiedlichen Gerichten, Bier überall zu trinken bekommt. Allerdings ist auch Bier nicht gleich Bier. Im Norden trinkt man gern herbes Bier. Ein großes Bier entspricht dort der gleichen Menge wie ein kleines in Bayern: 0,5 Liter. Das trinkt man in München in der Mittagspause, in Hamburg auf der Reeperbahn. Deswegen hat man der Astraflasche ein Motrosentattoo-anmutendes Herz verpasst während man bayerisches Bier entweder am Löwen, an weiß-blauen Rauten, am Mönch oder allem zusammen erkennt. Das Rheinland ist eine Biersonderzone. Man kloppt sich so sehr darum, ob nun Kölsch oder Alt besser schmecken, dass man kaum zum Trinken kommt. Deshalb füllen die Rheinländer ihr Bier gleich in Gläser die eine Verdunstungs-günstige Röhrenform haben. Während man die Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Sorte erörtert, verpufft die Flüssigkeit im Glas und der Wirt - in Fachsprache Köbes genannt - kann die nächste Runde bringen während sich die bayerischen Touristen noch wundern, wo den "des Noagarl Bier" auf einmal hin ist, das man eben noch mitleidig beäugt und sich gefragt hatte, ob das nun das Getänk ist oder die Fingerwasch-Schale.
Zu Ehren des edlen Gerstensaftes wird in Deutschland jedes Jahr ein Bierbotschafter gewählt. 2010 war das der Vorsitzende der CDU/CSU-Franktion Volker Kauder. Die Brauer haben sich wegen "seines außergewöhnlichen Engagements" für ihn entschieden - dachte ichs mir doch, dass die im Bundestag nicht bloß Apfelsaft trinken. Trotz aller Bemühungen seitens der Politiker den Bierkonsum anzuregen (Günther Beckstein: "Nach zwei Maß kann man noch fahren"; Max Streibl: "„Bei uns hat das Bier gar keine Zeit, alt zu werden. Wozu dann also ein Haltbarkeitsdatum?“) geht ebenjener in Deutschland leicht, aber kontinuierlich zurück: Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Bierdurst der Deutschen abgeflaut und um 1,8 Millionen Hektoliter gesunken, wie das Statistische Bundesamt feststellen musste. Rein rechnerisch verdrückt jeder Deutsche ab 15 Jahren (eigentlich darf man erst ab 16 Jahren offiziell Alkohol trinken, aber hey, das hier ist ein Notfall) 0,33 Liter Bier pro Tag. Eine Mädchenmenge. Oder drei Kölsch. Und weil sieben Bier auch ein Schnitzel sind und wir damit also nicht nur ein deutsches Kulturgut, sondern auch gleich noch ein paar Kühe retten, möchte ich das Schlusswort dem deutschen Brauerbund überlassen: "Bier ist rein, Bier ist Genuss, Bier ist Deutschland. Jetzt ein Bier!" Prost.

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