Freitag, 27. Januar 2012

Zum Rumgugeln

Ich habe ein neues Hobby: Mini-Guglhupf essen. Eine Freundin bringt sie neuerdings immer mal wieder als Nachtisch mit. Sensationelle drei Sorten: Schokoteig mit Pekannuss und dunkler Schokoladen-Kuvertüre, Kokos-Limette mit weißem Schokobezug und Schokoladenteig mit hellem Überzug. Weil ich mich nicht entscheiden kann, welche Sorte am besten ist, muss ich jedes Mal so lange der Reihe nach durchprobieren, bis entweder kein Guglupf mehr da oder mit schlecht ist. Wir haben die kleinen Leckerbissen Hupfl getauft, weil wir für unseren ersten Einfall „Google-Hoopf“ wahrscheinlich von der gleichnamigen Suchmaschine bzw. deren Betreibern verklagt worden wären.
Mit Suchen hat der Kuchenhügel übrigens tatsächlich im entferntesten Sinne zu tun, denn Gugel(e) nannte man früher eine Kapuze, unter der man sich damals gerne versteckte und dann – Achtung, jetzt kommt der Gag – gesucht werden musste. Buahahahahaaa! Ein Knaller, oder? Nicht? Ok, weiter in der Geschichte des Guglhupfs.

Hopf bedeutet Hefe, also ist der Guglhupf nichts anderes als eine Rosinen-gespickte Hefemütze. In der Biedermeierzeit war dieser Kuchen ein Statussymbol. Heute muss man sich schon etwas mehr einfallen lassen, um in den Golfclub aufgenommen zu werden. Ins Elsässer Guglhupf-Museum wird man aber sicher mit Kusshand eingelassen, wenn man solch ein feines Backwerk mitbringt. Obwohl – die haben da wahrscheinlich selbst genug davon rumstehen. Umso besser: bleibt mehr zum Selberessen. Guten Appetit!

Freitag, 20. Januar 2012

Gin, Gin

Aus Holland kommen nicht nur Käse, Tulpen und Fernsehmoderatoren. Auch der Vorfahre des Gin, ein Wacholderschnaps namens Genever stammt aus dem Land der Windmühlen. Obwohl die Niederlande lediglich das Wirkungs-, nicht der Heimatland von Franz de le Boë, eines Arztes, Begründer der klinischen Chemie und Godfahter of Gin sind. Er war eigentlich Deutscher, pendelte aber schon während seiner Studienzeit zwischen Deutsch- und Holland hin und her. Mit Vorliebe beschäftigte er sich mit Verdauungsvorgängen und Körperflüssigkeiten. Kein Wunder, dass dabei etwas herauskam, das mit Alkohol zu tun hatte. Das war Mitte des 17. Jahrhunderts. Als hätten sie gewusst, dass es was Neues zum Birne wegschießen gibt, marschierten kurz darauf die Briten in Holland ein – angeblich, weil sie die Niederländer im Krieg um die Unabhängigkeit von der spanischen Krone unterstützen wollten. Als sie dann schon einmal im Land waren, konnten sie auch gleich den lecker Wacholderschnaps von Doc de le Boë mit nach Hause nehmen. Als kleines Dankeschön für die Hammer-Unterstützung sozusagen. Bald fingen sie an die klare Spirituose selbst zu brennen. Weil die Briten an der Destille deutlich mehr Geschmack haben als am Herd, brannten sie das Gesöff dreifach, mal mit viel, mal mit sehr viel Wumms, bis Ende des 18. Jahrhunderts der Gin Act erlassen wurde. Ein eigenes Gesetz nur für diesen Alkohol, der die Qualität und Herstellung genau festlegte und den Wacholderschnaps damit als Getränk der Upper Class etablierte. Brannte das Unternehmen Gordon Co. noch einen recht rauen Gin, ließen die Destillerien in Finsbury ihn gleich vier Mal in Kupferkesseln verdunsten, was ihm einen runden, trockener Geschmack verlieh. Den des typischen London Dry Gin, zu dessen bekanntesten Vertretern der Tanqueray gehört. Den brennen die Briten erst liebevoll mit frischen Kräutern und Früchten in kleinen Kesselchen, um den Edelstoff dann in eine Flasche zu kippen, deren Form der der englischen Hydranten nachempfunden ist. Hydranten? Gibt es in Großbritannien nicht genug Formen, die nachempfindenswerter sind als Hundeklos, an die die Feuerwehr ab und an ihren Schlauch stöpselt? Big Ben, die Bärenfellmützen oder Prinz Charles‘ Ohren zum Beispiel. Na ja, Hauptsache, der Inhalt schmeckt. Wonach er schmeckt, hängt – wie bei so ziemlich allem – davon ab, was drin ist. Beim Gin sind das, neben Getreide oder Melasse und jeder Menge Volumen-Prozent, vornehmlich Koriander und Wacholderbeeren, auf Lateinisch: Juniperus oder Englisch: juniper berries. Von da war’s dann nur noch einmal Verlallen bis das Zeug Gin hieß.
Manche Hersteller kippen in ihren Brand auch Ingwer (z.B. Gordon’s), Muskat oder Orangenschalen. Die Franzosen mussten wieder mal einen auf Gourmet machen und schnipselten Safran in ihren Gin, wodurch der natürlich goldfarben wurde und ein ganz besonderes Aroma bekam. Angeber.
Ob Safran oder Wacholder: Die Alkoholdämpfe dürfen bei der Herstellung des Gin schön gemütlich über das Obst und Gemüse wabern und sich damit volldröhnen (womit sich der Kreis zu Holland schließt). Manchmal werden die Gewürze aber auch politisch korrekt in die Maische gekippt und mit ihr zusammen destilliert. Manchmal auch beides.
Dem Gin ist sogar ein Gemälde gewidmet, „Gin Lane“ von William Hogarth aus dem Jahr 1750. Es ist das Schwestergemälde von „Beer Street“ und stellt die Exzesse mit diesem Klarbrand und das durch Ginkonsum verursachte ungebührliche Verhalten dar. Gut, dass wir das heutzutage im Griff haben. Oder?

Samstag, 14. Januar 2012

1:0 gegen Freitag den 13.

Freitag der 13. ist eine Lusche! Der kann nix, aber sowas von nix! Ich habe gestern den ultimativen Test gemacht: Totaler Back-Legastheniker, der ich bin, habe ich Brownies gebacken. Am Freitag den 13., dem ach so schlimmen Unglückstag. Und was ist passiert? Nihiiichts. Weder sind irgendwelche Schüsseln geschmolzen noch habe ich die Finger in irgendwelche Rührgeräte gebracht. Nicht einmal eine Zutat habe ich vergessen - und die Brownies selbst kann man als solche erkennen und sogar essen ohne dass man sofort den Drang spürt, sie sich umgehend unauffällig von der Zunge kratzen und dem Hund unter dem Tisch verfüttern zu müssen.

Mein Respekt vor Freitag dem 13 war noch nie sonderlich groß, jetzt ist er weniger als nonexistent. Das Verrückte: Es gibt Menschen, die krankhaft Angst haben vor diesem Tag. Es gibt sogar eine Krankheitsbezeichnung für diese Art lockerer Schraube: Triskaidekaphobie (habe ich aus wikipedia kopiert, das kann ja kein normaler Mensch richtig schreiben). Menschen, die an dieser - na ja nennen wir es der Einfachheit halber mal weiter "Krankheit" leiden, verweigern es, an diesem Tag zu Reisen, Termine außer Haus wahrzunehmen und trauen sich manchmal nicht mal aus dem Bett. Statistisch gesehen sind am Freitag den 13. durchschnittlich drei- bis fünfmal mehr Arbeitnehmer krankgeschrieben als an anderen Freitagen. Und der ganze Stress nur, weil die 13 das geschlossene Zwölfersystem überschreitet und - o Grusel - nur durch sich selbst teilbar ist. Sehr suspekt für eine Primzahl. Da hätte Jesus auch früher mal draufkommen können, dass was im Busch ist, als 13 Hansel beim letzten Abendmahl saßen. Klar, der 13., die Primzahl unter den Aposteln, war natürlich der Verräter, der ihn ans Kreuz geliefert hat. Entspannter als die Christen gehen die Juden und die Japaner mit der 13 um - sie haben sie einfach zur Glückszahl ernannt. Und schon ist an solchen Freitagen alles in Butter. Apropos Butter: Habe ich schon erwähnt, wie toll meine Brownies geworden sind?

Samstag, 7. Januar 2012

Darf's noch etwas Wein sein?

63-49-179 – Das sind die Idealmaße einer Bordeaux-Weinflasche. Sie ist die beliebteste Flaschenform. Die ersten Weinflaschen aus dem 18. Jahrhundert waren noch schwarz, hatten einen dicken Boden und einen noch dickeren Bauch. Verschlankt wurde die Weinflasche später, damit sie auch liegend gelagert werden und mehr davon in den Keller gestapelt werden konnten – eine bei entsprechend schnellem Verzehr gänzlich unnötige Eigenschaft.
Neben der Bordeauxflasche mit breiten Schultern und gewölbten Boden, der Aufwirbeln von Ablagerungen beim Eingießen verhindern soll, gibt es fünf weitere Formen:
Die Burgunderflasche ist im Prinzip die schulterfreie Schwester der Bordeauxbottle, die Schlegelflasche ist die magersüchtige Version der Burgunderflasche, der Bocksbeutel der, der der Schlegelflasche das ganze Essen weggefuttert hat, die Sachsenkeule eine Art Kegel, die sich schlecht liegend lagern lässt und die Fiasco- oder Korbflasche das Ding, in dem beim Italiener um die Ecke meistens ein Kerzenstumpen steckt und vor lauter Wachs kaum noch Flasche zu sehen ist.
In Deutschland gibt es fast 100 Rebsorten, von denen aber nur etwa ein Viertel von wirtschaftlicher Bedeutung sind. Die wichtigsten Weißweine sind Riesling und Müller-Thurgau, bei den roten liegen Spätburgunder und Dornfelder aktuell vorne. Im Gegensatz zu Korn oder Hopfen, können Weintrauben ein höchst praktisches Kunststück: Sie beherrschen die Spontangärung. Auf den Trauben sitzen nämlich von Natur aus wilde Hefen, die die Gärung in Gang bringen können. Die Winzer nutzen das, um dem Wein ein regionaltypisches Aroma zu verleihen. Die Verbraucher um – na ja – betrunken zu werden. Oder schlauer. Denn laut einer Studie der Uni Kopenhagen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Person Wein trinkt, je höher deren IQ ist. Und bei einem Intelligenztest des Londoner University College mit 10.000 britischen Beamten schnitten diejenigen am besten ab, die pro Tag eine halbe Flasche Wein tranken. Was passiert dann erst, wenn man eine ganze trinkt? Die Forscher glauben, dass der Wein den Blutfluss im Gehirn erhöht und man dadurch besser denken kann. Sauf dich schlau – das wäre doch mal eine Kampagne für die Brennpunkt-Schulen, die zumindest vom Prinzip her verstanden und umgesetzt werden könnte. Und wenn es nicht klappt und man trotzdem von den Brennpunktlern verprügelt wird, kann man den Wein auch gleich zur Schmerzlinderung hernehmen wie die alten Griechen. Damals wurde der Wein übrigens noch für ein Mittel gegen Kopfschmerzen gehalten, nicht als Verursacher ebensolcher. Der Mediziner Friedrich Hoffmann ging sogar noch eine Stufe weiter und entwickelte die Weinkur, bei der der Patient vorsichtig mit 1,5 Litern Wein pro Tag an die Materie herangeführt wurde, um die Trinkmenge im Laufe der Behandlung auf sechs bis acht Liter pro Tag zu erhöhen. Da kann sich so mancher Oktoberfestgänger noch was abgucken, wenn er nach drei Maß anfängt Karussell zu fahren ohne den Biertisch verlassen zu haben. Zumal Wein erst bei 8,5 Volumen-Prozent anfängt, nicht bei zwei wie der Gerstensaft mit Schaumkrönchen. Kein Wunder, dass sich Mythologien und Religionen Wein, nicht Bier aussuchten, um in Ekstase zu geraten und damit ihren Gottheiten näher zu kommen. Und nicht zuletzt hat auch Jesus nicht „Nein“ gesagt zu einem guten Tröpfchen – und wenn er es selbst aus Wasser keltern musste. Nicht, dass er der erste Wein-Connaisseur gewesen wäre. Schon sechs Jahrtausende bevor er auch nur in die Nähe einer Krippe gekommen war, pichelten sich die Perser und Georgier fröhlich einen und auch die alten Ägypter waren einem kräftigen Schluck Wein nicht abgeneigt. Wein ist eines der ältesten menschlichen Kulturgüter und wird völlig zu Recht in volksfestählichen Veranstaltungen oft mehrere Tage lang gefeiert, es gibt Liebhaber- und Kennervereine, sogar Weinbruderschaften. Ob die sich ihren Schmiss mit dem Korkenzieher beibringen ist allerdings nicht überliefert.