Sonntag, 30. Januar 2011

Jetz' isses soweit

Hahaaa, es ist vollbracht. Jetzt ist der Käse wirklich gegessen. Von Achim und von mir und wir stehen beide noch aufrecht.
Es gab beim Käse allerdings ein bisschen Schwund. Nicht alle Laibchen haben den Umzug von der Gärschale auf den Teller überlebt. Na ja, war bei meinen Kaulquappen früher nicht anders. Die sechs, die es geschafft haben, haben eine Hülle aus Rosmarin oder scharfer Parprika bekommen - damit sie nicht ganz so langweilig aussehen und nach ein bisschen mehr schmecken als - hmmm - Essig. Zugegeben, das Ergebnis ist ausbaufähig. Es wird also nicht der letzte Käse gewesen sein, der in unserem Dachzimmer vor sich hin reift. Aber jetzt genieße ich erstmal die Gefühlsschwankungen zwischen "Juhu, ich habs im Grundsatz geschafft" und "Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Quark, der 14 Tage lang offen herumgelegen ist, keine Magenprobleme macht." Also, liebe Kollegen, wenn ich morgen nicht im Büro sein sollte, wisst ihr, warum. Und jetzt beschäftige ich mich damit, was man braucht, um Essig herzustellen. Vielleicht muss ich mich ja erstmal mit den einzelnen Zutaten auseinandersetzen, um das nächste Mal einen nicht ganz so sauren Käse zu machen. Schaden kann es jedenfalls nicht. Noch nicht.

Freitag, 28. Januar 2011

Dann heul' doch...

Gerade kam im Fernsehen ein Bericht über eine Schüler-Rallye. Es ging um Gärtnern. Keine Ahnung warum. Ich habe es auch nicht mehr herausgefunden, weil ich weitergeschalten habe. So interessant war es dann doch nicht mitzubekommen, welches Schüler-Team die Blumenzwiebeln am besten gepflanzt und dafür einen formschönen Akku-Schrauber gewonnen hat.
Sehr interessant finde ich dagegen die Zwiebel. Also, nicht die Blumenzwiebel, sondern die Küchenzwiebel, Allium cepa oder einfach Bolle. Die Sorten tragen fast schon lyrische Namen: „Rote Braunschweiger“ (rotfleischig), „Stuttgarter Riesen“ (weißfleischig) und „Zittauer Gelbe Riesen“ (weißfleischig). Man könnte fast ein Märchen daraus machen. Als der weiße Stuttgarter Riese die Zittauer Prinzessin gerade in seine Höhle schleppen wollte, um sie seiner Gelben Riesin zum Geschenk zu machen, sprengte der edle Prinz auf seinem roten Braunschweiger heran und rettete sie. Und dafür, dass spätestens beim "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute" jeder Tränen in den Augen hat, dafür sorgen die scharfen Knollen auch gleich. Das sind die ätherischen Öle. Und die sind nur einer der gesunden Inhaltsstoffe von Zwiebeln. In ihnen stecken Dinge, die blutbildend, entzündungshemmend,harntreibend,krampflösend und schleimlösend wirken, gegen Husten, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme helfen und obendrein noch das Fleisch zart machen. Also nicht das Fleisch dessen, der sie isst, sondern das Grill- oder Bratgut. Schon in alten Rezepten vom Balkan, aus dem östlichen Mittelmeerbereich und dem Nahen Osten wurde zähes Hammelfleich in Milch und Zwiebelsaft eingelegt, um es ein wenig kaufreundlicher zu machen. Man kann Zwiebeln sogar auf ebay ersteigern, wo sie als "ägyptische Etagenzwiebel-Rarität angepriesen werden - zum Spottpreis von 3,45 Euro (http://cgi.ebay.ch/aegyptische-Luft-Etagenzwiebeln-kuriose-Zwiebel-Raritaet-/190480246819). Aber im Jahr eins von Foodversuche werde ich einen Teufel tun und schon gepflanzte Zwiebeln ersteigern. Da investiere ich das Geld doch lieber in Samen und pflanze sie selbst an. In meinen Balkongarten im Obergeschoss, der im März oder April endlich in Angriff genommen wird. Dann ist auch der Käse aus dem Raum dort oben ausgezogen. Der müsste die Tage nämlich fertig werden. Ich bin ja gespannt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

Sagen Sie jetzt nichts...

Auf die kleinen Dinge kommt es an. Vor allem beim Small Talk. Da kann man sich durch unnützes Nischenwissen, das man geschickt einstreut, als Küchen-Kenner profilieren, obwohl man es nicht über den Schnippel-Praktikanten hinaus geschafft hat. Hier ein paar Tipps und Regeln

Arosieren hat nichts mit einem Aufenthalt auf den ähnlich-namigen Schiff der Aida-Flotte zu tun. Es bedeutet, ein gegartes Stück Fleisch nochmals scharf anzubraten bevor man es serviert.

Der Gourmet spricht auch bei sich selber nicht mehr von „ich bin braun geworden“, sondern von einer gelungenen Maillard-Reaktion.

„Mein Mampf“ ist zwar ein origineller, aber kein politisch korrekter Titel für ein Kochbuch.

Kokosmakronen sollte man auf keinen Fall vakuumieren.

Serviettenknödel niemals in einem roten Tuch garen.

Fisch-Zangen muss man immer nach oben öffnen, wenn der Fisch auf dem Teller, nicht auf dem Boden landen soll.

Kein Gericht kann man so versauen, dass es nicht noch als Eintopf durchgehen könnte.

Und: Auf einem Schnaps kann man nicht stehen.

Montag, 24. Januar 2011

Flache Sache

Hot, hot, hot. Während die Temperaturen draußen noch nicht so richtig nach oben wollen, haben wir am Wochenende was Heißes gemacht. Nein, keinen Schmuddelkram. Ganz anständig: Pizza auf dem heißen Stein. Mit gefühlten 378 Belag-Elementen,
die alle geschnippelt und ordentlich in separaten Schälchen bereit gestellt werden wollten, damit man sie auch griffbereit hat, wenn man in einer Hand den Holzschieber mit dem Teig balanciert, der belegt werden muss (der Teig, nicht der Schieber) und mit der anderen eigentlich die andere, schon rauchende Pizza aus dem Backofen ziehen sollte, man aber den Mozzarella vielleicht doch schon auf den Teigling streuen könnte. Der heiße Stein backt mit Überschall-Geschwindigkeit. Kross ist der Teig und hauchdünn. Ein Genuss. Obwohl das eigentlich gegen die EU-Regeln verstößt. Die besagen nämlich, dass eine Pizza sich weich anfühlen muss. In der Hand und im Mund. Da haben die Herren und Damen Kommissare wohl zu oft bei Pizza Hut gefrühstückt, deren Pizza sich ohne ihren Liefer-Karton durchbiegen würde wie ein nasser Lappen – und sich zumindest einem von beiden gerne im Geschmack annähert. Um ein solch phänomenales Ergebnis reproduzierbar zu machen, haben die Pizza Hut-Bäcker strenge Vorschriften zu beachten: weltweit sind ihre Pizzen exakt sieben Minuten bei 236 Grad Celsius im Ofen – ob sie dann noch roh oder schon verbrannt sind, ist egal.
Vermutlich ein Versuch, wenigstens ein bisschen was Handfestes in den Mythos
Pizza zu bringen. Wer die ersten Pizzen gebacken hat, ist nämlich nicht so ganz klar. Wahrscheinlich waren es wieder mal die Ägypter, später zogen die Etrusker und die Assyrer nach. Aber erst seit dem 18. Jahrhundert, als die Tomate in Süditalien populär wurde, gibt es die Pizza in der Form, in der wir sie kennen. Angeblich hat die erste Pizza Raffaele Esposito für König Umberto I. und dessen Frau Margherita gemacht. Er hat sie in den Nationalfarben grün (Basilikum), weiß (Mozzarella) und rot (Tomate) belegt. Die Pizza ist sogar nach der Königin benannt, dabei hat sie sich angeblich schon lange vorher ihre Lieblingskomponenten aus einer Liste mit 35 Belägen herausgesucht und sich die Pizza nicht nur backen, sondern auch gleich in den Palast bringen lassen. Sie hat sozusagen den Pizzadienst erfunden. Allerdings waren diese Pizzabäcker nicht so schlau wie Esposito. Der hat nämlich als einziger die königliche Empfangsbestätigung aufgehoben und konnte beweisen, dass er für die Königin gebacken hatte. Also immer schön die Quittung aufbewahren, es lohnt sich irgendwann. Besonders viele Quittungen sammeln die Pizzaboten in Frankreich. Die Gourmet-Nation hat Italien nämlich inzwischen im Konsum der belegten Teigfladen überholt. Mehr als doppelt soviele vertilgen sie im Jahr, rund zehn Kilogramm pro Kopf. Gut, könnte man argumentieren, Pizza ist immer noch irgendwie hochwertiges Essen, also Franzosen-Klischee-kompatibel, aber:
Laut Marktforschern geht der neueste Trend hin zum Pizza-Automaten, der auf Knopfdruck innerhalb weniger Minuten einen fertigen Teigfladen ausspuckt. Ganz ehrlich – dann doch lieber nicht EU-konform, sondern lecker vom heißen Stein.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Wer wird denn gleich sauer werden?

Gerade habe ich meinen Kleinen die Windeln gewechselt. Jetzt, wo ich Käsemama bin, darf ich meine Bauernlaibe jeden Tag in ein frisch getränktes Essigtuch wickeln.
Ich weiß ja nicht, ob das was wird. Sie sehen immer noch recht aufgeweicht aus. Aber der Essig wird’s schon richten. Es scheint ja nichts zu geben, was er nicht kann. Bei den Römern hat er das verkeimte Trinkwasser genießbar gemacht, Hippokrates hat damit Atemwegserkrankungen kuriert und sogar der Pest versuchte man mit Essig beizukommen. Beruhigend finde ich, dass er konservierend wirkt. Beine bekommen und weglaufen werden meine Käsekleckse also nicht. Die Essigaufbereitung ist noch älter als die Bierbraukunst – und es gibt dafür sogar eine „Verordnung über den Verkehr mit Essig und Essigessenz“, die besagt, dass Speiseessig nur zwischen fünf und 15.5 Prozent Essigsäure enthalten darf. Alles andere ist Essigessenz und wenn man die unverdünnt zu sich nimmt, kann man vom Rachen bis zum Magen genau sagen, wo sie sich gerade durchätzt. Aber sie ist wunderbar dafür geeignet schmuddelige Edelstahltöpfe wieder blank zu polieren oder Obst-Schmier aus Klamotten zu bekommen. Na ja, was den Verdauungstrakt kaputt kriegt, wird wohl auch mit ein paar Flecken fertig werden. Was ich aber am tollsten finde: Man kann Essig auch selber herstellen. Ratet mal, was ich machen werde, wenn meine Käschen flügge geworden sind...

Montag, 17. Januar 2011

Say cheese!

Farbbombe. Unsere Küche sieht aus als wäre ein Eimer Alpina-Wandfarbe darin explodiert. Dabei habe ich nur meine ersten Käserei-Versuche darin gemacht. Im Internet habe ich zwei Rezepte gefunden, die nicht allzu kompliziert klangen und vom zeitlichen Aufwand her überschaubar waren: Frischkäse und Bauernhandkäse. Der Frischkäse ging voll in die Hose. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Hälfte der Milch ergoss sich über meine Jeans und nicht ins Passiertuch.
Wahrscheinlich ein Fluchtversuch der edlen Sojamilch. Die hatte ich nämlich für meine Frischkäseexperimente missbraucht, obwohl im Rezept etwas von Vollmilch stand. Milch ist Milch, dachte ich. Das Problem war aber, dass die Sojamilch beim Aufkochen mit Zitrone keine Käseflöckchen bilden wollte und sich außerdem ausdauernd weigerte, durch das Abseihtuch zu sickern. Als ich nachhelfen wollte, hat sie dann meine Hose angegriffen. Hey, da waren ja doch ein paar Käseflocken. Die aus meiner Jeans zu kratzen erschien mir dann aber doch etwas übertrieben – und so beschloss ich das Frischkäse machen ein andermal zu perfektionieren. Zumal ich ja noch eine Alternative hatte: Meine Bauernkäschen. Laut Rezept muss man nichts weiter tun als 1 Kilo Quark mit 30 Gramm Salz und einem halben Löffel Kümmel mischen, Kugeln formen und platt drücken. Der Haken: Der Quark muss trocken sein, weshalb ich gefühlte Stunden liegestützähnliche Bewegungen in einer Schüssel auf dem in ein Handtuch geschlagenen Quark machte, um die Flüssigkeit aus der weißen Masse zu drücken. Ganz rausgekriegt habe ich das Wasser leider nicht, weshalb die Käselaibchen ein bisschen klebrig geworden sind. Ein Drittel der Käsemasse ist im Handtuch pappen geblieben, ein Drittel an meinen Händen – aber immerhin acht optisch doch recht käseförmige Batzen habe ich aufs Brett bekommen. Jetzt müssen sie ein bisschen ruhen.
Wenn die Oberfläche druckfest und glasig ist, bekommen sie einen Umschlag aus essiggetränktem Leinentuch, das jeden Tag gewechselt werden muss und wenn alles gut geht, habe ich in zehn Tagen meinen ersten eigenen Käse. Allerdings scheinen meine Kleinen echte Rebellen zu sein, die sich wehren, wo sie nur können. Ich bin gespannt, wie sie sich entwickeln. Und räume jetzt erstmal die Küche auf.

Samstag, 15. Januar 2011

Analog-Hase

Warum wird Hasenbraten auch heute noch mit Kopf und Pfoten verkauft? Damit man weiß, dass es Hase ist. Vom Körperbau her unterscheidet sich der Mümmelmann nämlich kaum von einer Katze. Angeblich kommt daher auch der Begriff "Falscher Hase" für Hackbraten. Weil man einfach einen Fleischklumpen ohne Kopf und Beine vor sich hat, von dem man nicht genau weiß was drin ist. Früher, als sich die wenigsten Leute Hase oder Fleisch überhaupt leisten konnten, war es wohl tatsächlich öfter mal getarnte Katze, die da zerkleinert auf dem Teller landete und die in Schwaben noch immer "Dachhase" genannt wird. Also vorsicht, wenn dieses Gericht mal irgendwo auf der Speisekarte auftauchen sollte.
Inzwischen wird ja bei Lebensmitteln quer durch die Bank geschummelt. In einem Erdbeerjoghurt darf der Erdbeergeschmack auch mal aus Sägespänen generiert werden. Im Actimel sind keine Abwehrkräfte, sondern Zucker und auf der Pizza Analog-Käse. Der ist in 20 Minuten zusammen gemischt während man bei echtem Käse aus Milch monatelang warten und den Laib immer wieder umdrehen muss wie einen bettlägrigen Patienten. Und - für mich persönlich der Super-GAU im Lebensmittelschummeln - Nussnougat-Creme, die kein Nutella ist. Ich schwanke ja zwischen Abscheu darüber, was gemacht wird und Bewunderung dafür, was machbar ist. Ich hätte keinen Schimmer, wie ich aus einem Stückchen Holz etwas zusammenbrauen könnte, das auch nur annähernd nach etwas Essbarem schmeckt. Andersherum bekomme ich es wunderbar hin aus Essbarem etwas zu machen, das nach Holz schmeckt. Und auch so aussieht. Aber ich gebe nicht auf. Einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr ist nämlich, endlich meinen ersten eigenen Käse herzustellen. Käse, bei dem ich jede Zutat vorher persönlich kennen gelernt habe. Deshalb werde ich die Tage mal auf Amazon schauen, ob es dort Käsemach-Sets oder zumindest Käsemach-Rezeptbücher gibt. Wäre doch gelacht, wenn ich als Allgäuer das nicht hinbekommen würde.

Dienstag, 11. Januar 2011

Kleine Stückchen Glück

Schokolade ist geil. Ich glaube, drei Wochen nach dem Blutzucker-Supergau an Weihnachten darf man das wieder sagen. Eigentlich müsste ich die Kässpatzen geil finden, die es heute gab. Tue ich auch, sie waren phantastisch. Aber da ich gerade auf dem Sofa vor einem Körbchen verschiedenster Schokoladen gestrandet bin, ist die braune Köstlichkeit momentan der Mittelpunkt der Feierabend-Welt für mich. Ohne sie wäre bei mir so mancher Nervenfaden schneller gerissen, so mancher Liebeskummer bitterer und eigentlich jeder Abend um ein Highlight ärmer gewesen. Ja, ich gebe es zu, ich bin ein Schokoladen-Junkie. Schon als Kind gab es nach dem Essen immer ein Stückchen Schokolade für meine Schwester und mich (also eines für jede, sonst hätte es böse Bissverletzungen gegeben). Das habe ich bis heute beibehalten – zumindest das mit der Schokolade nach dem Essen. Bei einem Stückchen bleibt es meistens nicht mehr. Macht aber nichts, denn Schokolade macht glücklich und meine Lieblingsvariante, die dunkle, soll sogar gut fürs Herz sein. Dass die Schokolade Schokolade heißt verdanken wir der Sprachenlern-Schwäche der Spanier. Erstmal verbanden sie einfach den Begriff der Maya – chocol haa – mit dem der Azteken – xocolatl – und stellten dann fest, dass sie das tl gar nicht aussprechen konnten. Deshalb machten sie daraus ein te. In seiner Ursprungsform hieß chocolatl soviel wie heißes Wasser, was ich ein bisschen an den Inhaltsstoffen vorbeigedacht finde. Denn wenn sich etwas nicht in der Schokolade befindet, dann etwas Kalorienloses wie Wasser. Aber gut, damals wurde der Kakao vermutlich noch in Wasser gelöst. Ich mag die Variante mit Milch ja lieber. Vor allem, wenn der Kakao im Halbliter-Eimer serviert wird, noch Schokopops obendrauf schwimmen und der Löffel quasi von selbst aufrecht im Glas stehen bleibt. So schlecht kann es einem gar nicht gehen, dass man danach nicht zuckereuphorisiert aus der Türe wankt. Dafür gehe ich dann auch gerne eine Runde mehr joggen. Aber vielleicht nicht mehr heute.

Sonntag, 9. Januar 2011

Hauptsache warm und was zu Essen

Der neue Modefisch ist ein Prolet.
Tilapia soll der Nachfolger des Pangasius sein und sieht zwar knuffiger aus als sein Vorgänger (sofern man einen Fisch "knuffig" finden kann) und schmeckt, zumindest mir, deutlich besser. Ansonsten ist der Geselle aber ziemlich unsympathisch. Im Aquarium geht er nicht nur auf die anderen Glaskastenbewohner los, sondern verspeist auch gleich noch den liebevoll gepflanzten Unterwassergarten. Er aalt sich am liebsten in Gewässern, die zwischen 20 und 30 Grad warm sind, wo er sich mit allem paart, was er zwischen die Flossen bekommt. Bis zu acht Mal pro Jahr vermehren sich die Dinger und sind durch nichts kaputt zu kriegen. Nicht mal durch Ernährungssünden, wie Küchenabfall, Dung, Laub oder Reisspreu, die sich diese Buntbarsch-Art laut eines Tilapia-Förderkreises gerne einmal einverleibt. Weil das Vermehrungs-Wunder so genügsam ist und sich selbst gleich in "Family Size" liefert, hat der Tilapia seine Karriere als günstige Eiweißquelle bei Entwicklungshilfeprojekten begonnen, bevor er losschwamm, um als Aquakultur-Fisch die Küchen Europas zu erobern. Als Zuchtfisch muss man wegen ihm die Meere nämlich nicht leerfischen und versehentlich ein paar bedrohte Arten mit rausziehen. Das macht ein gutes Gewissen und das Essen automatisch lecker. Besonders, wenn man das Fischchen mit Tomaten und Süßkartoffeln gart, wie unsere Gastgeber gestern. Da war der Tilapia übrigens ganz brav und hat das Gemüse nicht angeknabbert.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Königs-(Ge)Schichten

Happy Heilig-Dreikönig. Heute ist der Besuchstag von Kaspar, Melchior und Balthasar beim Jesulein. Was mich erstaunt: Sie haben damals Schätze, wie Weihrauch, Myrrhe und Gold mitgebracht, aber das einzige traditionelle Dreikönigs-Essen, das ich gefunden habe, war ein schnöder Hefekuchen mit Pappkarton-Krone. Angeblich ein mexikanisches Rezept. Weil ich das ein bisschen trocken finde, habe ich mein eigenes Königsmahl kreiert: Gemüse-Dinkel-Lasagne.
Mit genau drei Schichten, für jeden König eine. Blöd nur, dass ich erst bei der dritten Lage Nudelplatten rausbekommen habe, wie ich sie legen muss, damit sie möglichst unzerkleinert in die Form passen. Naja, Pasta-Puzzle ist ja auch was Schönes. Ich mag Bausatz-Essen. Besonders in Form von Fondue oder Raclette. Beides sind übrigens Schweizer Nationalgerichte, ersteres heißt „geschmolzen“ – was in der Schweiz zutrifft. Denn Fondue ist nur das klassische Käsefondue. Das mit Brühe heißt Chinoise oder Shabu-Shabu... was uns zur Bedeutung von Raclette bringt: Kratzen, schieben. Und jeder, der diesen Winter einen Gehweg zu räumen hatte, wird mir zustimmen: Nie ist es schöner etwas zu schieben als am Raclette-Set. Einen schönen Restfeiertag allen, die frei hatten und allen Hamburgern: Bald ist Wochenende.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Lass mich dein Spice Girl sein

Ich lebe zur falschen Zeit. Hätte man mich im Mittelalter oder wenigstens in der frühen Neuzeit rausgeschubst, wäre ich ein reiches Mädchen gewesen. Damals waren Gewürze unglaublich wertvoll. Besonders Muskatnuss und Gewürznelken waren damals hip. Pfeffer wurde sogar in Gold aufgewogen und Pfeffersack war nicht etwa ein Schimpfwort für einen dicken Menschen, sondern ein Ausdruck der Anerkennung für eine reiche Person. Heute sind die teuersten Gewürze Safran, Vanille und Kardamom. Steht alles bei uns im Regal, aber in so kleiner Menge, dass das einzige mit vier Wänden, das ich davon kaufen könnte, ein Kaugummiautomat ist.
Gewürze waren damals so kostbar, weil man sie nicht nur zur Speisenverfeinerung, sondern auch als Konservierungs- und Arzneimittel einsetzte. Hildegard von Bingen war eine große Kennerin der Heilkraft von Gewürzen, was wahrscheinlich daran lag, dass sie selbst ständig krank war, ja, sogar Visionen hatte. Ob die von den Gewürzaromen kamen, ist nicht überliefert, aber bei einer Äbtissin eher unwahrscheinlich. Zumindest offiziell. Ziemlich offiziell war hingegen, dass irgendein Gewürz dem Kaufmann Anton Fugger ordentlich die Gehirnwindungen vernebelt haben muss: Er verbrannte die Schuldscheine Kaiser Karls V vor dessen Augen auf einem Scheiterhaufen aus Zimtstangen. Das war ungefähr so als würde Dagobert Duck seinen Geldspeicher anzünden, nur um sich eine Schale Popcorn zu rösten. Dabei soll Zimt doch genau solche Hitzköpfigkeit verhindern. Angeblich senkt er den Blutdruck, wärmt und versetzt uns allein durch seinen Geruch in feierliche Stimmung. Letzterer kommt von den ätherischen Ölen, die man in mehr oder weniger starker Ausprägung bei fast allen Gewürzen findet. Je nach Geruch und/oder Inhaltsstoffen, können sie aufmunternd und konzentrationsfördernd wirken (Kakao- und Kaffeebohnen, Guarana), entspannen und beruhigen (Salbei) oder aphrodisierend wirken (Chili, Ingwer). Ein perfekter Gewürztag könnte also so aussehen: Man dopt sich mit Kaffee in den Tag (was die meisten ganz instinktiv ohnehin machen), regt mit Rosmarin den Vormittag über den Appetit an bis man ein extra großes Mittagessen mit viel Zwiebeln und Knoblauch zu sich nimmt, weil die beiden die Fettverdauung so schön fördern. Nachmittags versucht man mit Fenchel und Anis die Blähungen vom Mittagessen in den Griff und die Kollegen wieder zurück ins Großraumbüro zu bekommen, bevor man sich kurz vor Feierabend ein paar geschmacksverbessernde Orangenblüten einpfeift, um dem Abendessen der Holden zuhause wenigstens etwas von seiner Styroporhaftigkeit zu nehmen. Als Belohnung fürs Kochen (und Runterwürgen) gibts für beide dann eine Scheibe aphrodisierenden Ingwer - und wenn der Akt als solcher nicht als Entspannungshilfe taugt, wird als Betthupferl eben noch eine Muskatnuss gelutscht. Ich werde mir außerdem noch eine Salzmaske ins Gesicht hauen. Das konserviert nämlich, ich werde dieses Jahr schließlich schon 29. Zum fünften Mal.

Montag, 3. Januar 2011

Lost in translation

Fred Astaire hatte es gut: Sein einziges Problem bezüglich Nahrungsmitteln war, dass SIE potato sagt und ER potaeto, SIE tomato, ER tomaeto. Zumindest, wenn man seinem Lied glauben darf. Eine Sprachbarriere, die trotz Vokal-Differenzen zum gleichen Lebensmittel im Einkaufskorb führen dürfte. Das ist nicht immer selbstverständlich, denn allein innerhalb Deutschlands haben Nahrungsmittel teils so unterschiedliche Bezeichnungen, dass man als Nicht-Einheimischer einen Dolmetscher bräuchte, um mit dem Einkaufszettel klar zu kommen.
Damit meine ich nicht die Brötchen-Semmel- oder Alsterwassser-Radler-Barriere, die Nord- und Süddeutschland nur noch theoretisch trennt, weil man soviel darüber gesprochen hat, dass inzwischen jeder Bürger im sprechfähigen Alter beide Begriffe kennt.
Ich denke eher an Wörter, wie Seidla, Franzbrötchen oder Bodabira. Alle drei gängige Bezeichnungen in ihren jeweiligen Landstrichen, für einen Nicht-Einwohner aber zunächst ein Rätsel. So ist ein Seidla ein Bierkrug mit Halblitervolumen – der gängigen Ausschankeinheit des Gerstensaftes in Franken, der Heimat dieses Wortes. Im Norden wäre der korrekte Ausdruck für diese Maßeinheit „ein großes Bier“, in Südbayern „a Hoibe“.
Ein Franzbrötchen hatte ich vor meinem Umzug nach Hamburg für ein Fischsandwich gehalten. Wahrscheinlich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man im Norden etwas ohne Fisch isst. Tut man aber. Ein Franzbrötchen ist ein süßes Plundergebäck mit Zimt, in Bayern würde man es wahrscheinlich Zimtschnecke nennen, da man dort das Wort „Brötchen“ nur in den Mund nimmt, um Preussen als solche bloßzustellen („Hostas gkehrt, Fanni, EIN BRÖTCHEN wülla, dea Saubreiss, der greislige“). Eine der am besten chiffrierten Sprachen wird meiner Meinung nach aber im Allgäu gesprochen. Dort, wo die Berge hoch sind, "links und rechts" "wiescht und hott" heißt und gerne mal Bodabira in den Topf kommen. Das hat überraschenderweise mal nichts mit Bier zu tun, sondern mit Gemüse. Bodabira heißt übersetzt "Bodenbirne", also Kartoffel. Ein Lebensmittel, das die Kreativität in der Namensgebung landesweit ungemein anzuregen scheint. In der Pfalz nennt man sie Krumbeer, in Mecklenburg Tüfften und in der Heimat unserer Kanzlerin, der Uckermark „Nudel“. Ob die Nudel dort dann Kartoffel heißt oder Knödel oder ganz anders, weiß ich nicht. Aber vielleicht ist das der Grund, warum die im Bundestag dauernd aneinander vorbeizureden scheinen. You say Nudel, I say Knödel - egal, Hauptsache es schmeckt.

Samstag, 1. Januar 2011

Da brat' mir doch einer ne Kartoffel

Bisher war für mich die einzige Verbindung zwischen Kartoffel und Auto die, dass in der Walpurgisnacht immer ein paar Scherzkekse im Ort die braunen Knollen in die Pkw-Auspuffe gestopft haben. Seit gestern weiß ich um eine weitere Gemeinsamkeit: Beide müssen zugelassen werden (was man beim Fondue-Essen nicht alles lernt). Freunde von uns waren in einem Laden auf Kartoffeln gestoßen, auf deren Verpackung die Warnung "Nicht zum Verzehr geeignet" aufgedruckt war. Auf ganz normalen Kartoffeln! Weder leuchtend Blau, noch mit Pelz oder Satellitenempfänger. Einfach Kartoffeln. Beim Neujahrs-Regenerartions-Surfen im Internet bin ich heute auf die Novel-Food-Ordnung und die Linda-Debatte gestoßen. Ersteres ist ein EU-Gesetz, das besagt, dass neuartige Lebensmittel erst dann als Lebensmittel vertrieben werden dürfen, wenn erwiesen ist, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Verbrauchers haben. Im Falle der Kartoffelsorte Linda behauptete der Züchtungskonzern Europlant beispielsweise, dass sie zu krankheitsanfällig sei, um als Sorte zugelassen zu werden, und hatte die Kartoffel Ende 2004 nach 30 Jahren von der Saatgutliste streichen lassen. Dabei war Linda sogar schon einmal Kartoffel des Jahres. Das wäre als wenn man die Setcard von Heidi Klum aus der Kartei der Modelagentur entfernen lassen würde, weil man auf einmal auf den Trichter kommt, ihre Stimme sei zu hoch für ein Mannequin. Das sah der Freundeskreis "Rettet Linda" im Falle ihrer gelben Schönheit ähnlich und kämpfte so lange um deren Neuzulassung, bis sie Anfang 2010 tatsächlich erteilt wurde. Jetzt steht zumindest auf den Linda-Netzen nicht mehr, dass sie nicht zum Verzehr geeignet sei.
Wohl aber auf den Stevia-Packungen. Stevia ist ein Süßstoff, der quasi Null Kalorien enthält, aber dessen Sicherheit noch nicht ausreichend belegt ist. Deshalb findet man das Pulver derzeit nicht im Zuckerregal, sondern zum Beispiel neben den Zahnpasten - als Mittel zur Herstellung ebensolcher. Oder in der Gartenabteilung als Düngemittel. Die Anträge auf einen Einlass in die Süßmittel-Regale laufen. Und bis dahin kloppe ich mir einfach weiter Zucker in den Kuchen - ein bisschen sündigen darf man schließlich auch im neuen Jahr.