Samstag, 15. Januar 2011

Analog-Hase

Warum wird Hasenbraten auch heute noch mit Kopf und Pfoten verkauft? Damit man weiß, dass es Hase ist. Vom Körperbau her unterscheidet sich der Mümmelmann nämlich kaum von einer Katze. Angeblich kommt daher auch der Begriff "Falscher Hase" für Hackbraten. Weil man einfach einen Fleischklumpen ohne Kopf und Beine vor sich hat, von dem man nicht genau weiß was drin ist. Früher, als sich die wenigsten Leute Hase oder Fleisch überhaupt leisten konnten, war es wohl tatsächlich öfter mal getarnte Katze, die da zerkleinert auf dem Teller landete und die in Schwaben noch immer "Dachhase" genannt wird. Also vorsicht, wenn dieses Gericht mal irgendwo auf der Speisekarte auftauchen sollte.
Inzwischen wird ja bei Lebensmitteln quer durch die Bank geschummelt. In einem Erdbeerjoghurt darf der Erdbeergeschmack auch mal aus Sägespänen generiert werden. Im Actimel sind keine Abwehrkräfte, sondern Zucker und auf der Pizza Analog-Käse. Der ist in 20 Minuten zusammen gemischt während man bei echtem Käse aus Milch monatelang warten und den Laib immer wieder umdrehen muss wie einen bettlägrigen Patienten. Und - für mich persönlich der Super-GAU im Lebensmittelschummeln - Nussnougat-Creme, die kein Nutella ist. Ich schwanke ja zwischen Abscheu darüber, was gemacht wird und Bewunderung dafür, was machbar ist. Ich hätte keinen Schimmer, wie ich aus einem Stückchen Holz etwas zusammenbrauen könnte, das auch nur annähernd nach etwas Essbarem schmeckt. Andersherum bekomme ich es wunderbar hin aus Essbarem etwas zu machen, das nach Holz schmeckt. Und auch so aussieht. Aber ich gebe nicht auf. Einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr ist nämlich, endlich meinen ersten eigenen Käse herzustellen. Käse, bei dem ich jede Zutat vorher persönlich kennen gelernt habe. Deshalb werde ich die Tage mal auf Amazon schauen, ob es dort Käsemach-Sets oder zumindest Käsemach-Rezeptbücher gibt. Wäre doch gelacht, wenn ich als Allgäuer das nicht hinbekommen würde.

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