Montag, 24. Januar 2011

Flache Sache

Hot, hot, hot. Während die Temperaturen draußen noch nicht so richtig nach oben wollen, haben wir am Wochenende was Heißes gemacht. Nein, keinen Schmuddelkram. Ganz anständig: Pizza auf dem heißen Stein. Mit gefühlten 378 Belag-Elementen,
die alle geschnippelt und ordentlich in separaten Schälchen bereit gestellt werden wollten, damit man sie auch griffbereit hat, wenn man in einer Hand den Holzschieber mit dem Teig balanciert, der belegt werden muss (der Teig, nicht der Schieber) und mit der anderen eigentlich die andere, schon rauchende Pizza aus dem Backofen ziehen sollte, man aber den Mozzarella vielleicht doch schon auf den Teigling streuen könnte. Der heiße Stein backt mit Überschall-Geschwindigkeit. Kross ist der Teig und hauchdünn. Ein Genuss. Obwohl das eigentlich gegen die EU-Regeln verstößt. Die besagen nämlich, dass eine Pizza sich weich anfühlen muss. In der Hand und im Mund. Da haben die Herren und Damen Kommissare wohl zu oft bei Pizza Hut gefrühstückt, deren Pizza sich ohne ihren Liefer-Karton durchbiegen würde wie ein nasser Lappen – und sich zumindest einem von beiden gerne im Geschmack annähert. Um ein solch phänomenales Ergebnis reproduzierbar zu machen, haben die Pizza Hut-Bäcker strenge Vorschriften zu beachten: weltweit sind ihre Pizzen exakt sieben Minuten bei 236 Grad Celsius im Ofen – ob sie dann noch roh oder schon verbrannt sind, ist egal.
Vermutlich ein Versuch, wenigstens ein bisschen was Handfestes in den Mythos
Pizza zu bringen. Wer die ersten Pizzen gebacken hat, ist nämlich nicht so ganz klar. Wahrscheinlich waren es wieder mal die Ägypter, später zogen die Etrusker und die Assyrer nach. Aber erst seit dem 18. Jahrhundert, als die Tomate in Süditalien populär wurde, gibt es die Pizza in der Form, in der wir sie kennen. Angeblich hat die erste Pizza Raffaele Esposito für König Umberto I. und dessen Frau Margherita gemacht. Er hat sie in den Nationalfarben grün (Basilikum), weiß (Mozzarella) und rot (Tomate) belegt. Die Pizza ist sogar nach der Königin benannt, dabei hat sie sich angeblich schon lange vorher ihre Lieblingskomponenten aus einer Liste mit 35 Belägen herausgesucht und sich die Pizza nicht nur backen, sondern auch gleich in den Palast bringen lassen. Sie hat sozusagen den Pizzadienst erfunden. Allerdings waren diese Pizzabäcker nicht so schlau wie Esposito. Der hat nämlich als einziger die königliche Empfangsbestätigung aufgehoben und konnte beweisen, dass er für die Königin gebacken hatte. Also immer schön die Quittung aufbewahren, es lohnt sich irgendwann. Besonders viele Quittungen sammeln die Pizzaboten in Frankreich. Die Gourmet-Nation hat Italien nämlich inzwischen im Konsum der belegten Teigfladen überholt. Mehr als doppelt soviele vertilgen sie im Jahr, rund zehn Kilogramm pro Kopf. Gut, könnte man argumentieren, Pizza ist immer noch irgendwie hochwertiges Essen, also Franzosen-Klischee-kompatibel, aber:
Laut Marktforschern geht der neueste Trend hin zum Pizza-Automaten, der auf Knopfdruck innerhalb weniger Minuten einen fertigen Teigfladen ausspuckt. Ganz ehrlich – dann doch lieber nicht EU-konform, sondern lecker vom heißen Stein.

2 Kommentare:

  1. Pizza-Automat schon getestet auf der HOGA in Nürnberg... Das Produkt, was da raus kommt ist eigentlich nix anderes, wie ne TK-Pizza... - Aufgrund der schnellen Backzeit aber durchaus leckerer, wie manches, das einem manchmal von nem Pizzadienst vorgesetzt wird! :-)

    AntwortenLöschen
  2. Sowas gibts in Franken? Ich bin entsetzt...

    AntwortenLöschen