Samstag, 1. Januar 2011

Da brat' mir doch einer ne Kartoffel

Bisher war für mich die einzige Verbindung zwischen Kartoffel und Auto die, dass in der Walpurgisnacht immer ein paar Scherzkekse im Ort die braunen Knollen in die Pkw-Auspuffe gestopft haben. Seit gestern weiß ich um eine weitere Gemeinsamkeit: Beide müssen zugelassen werden (was man beim Fondue-Essen nicht alles lernt). Freunde von uns waren in einem Laden auf Kartoffeln gestoßen, auf deren Verpackung die Warnung "Nicht zum Verzehr geeignet" aufgedruckt war. Auf ganz normalen Kartoffeln! Weder leuchtend Blau, noch mit Pelz oder Satellitenempfänger. Einfach Kartoffeln. Beim Neujahrs-Regenerartions-Surfen im Internet bin ich heute auf die Novel-Food-Ordnung und die Linda-Debatte gestoßen. Ersteres ist ein EU-Gesetz, das besagt, dass neuartige Lebensmittel erst dann als Lebensmittel vertrieben werden dürfen, wenn erwiesen ist, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Verbrauchers haben. Im Falle der Kartoffelsorte Linda behauptete der Züchtungskonzern Europlant beispielsweise, dass sie zu krankheitsanfällig sei, um als Sorte zugelassen zu werden, und hatte die Kartoffel Ende 2004 nach 30 Jahren von der Saatgutliste streichen lassen. Dabei war Linda sogar schon einmal Kartoffel des Jahres. Das wäre als wenn man die Setcard von Heidi Klum aus der Kartei der Modelagentur entfernen lassen würde, weil man auf einmal auf den Trichter kommt, ihre Stimme sei zu hoch für ein Mannequin. Das sah der Freundeskreis "Rettet Linda" im Falle ihrer gelben Schönheit ähnlich und kämpfte so lange um deren Neuzulassung, bis sie Anfang 2010 tatsächlich erteilt wurde. Jetzt steht zumindest auf den Linda-Netzen nicht mehr, dass sie nicht zum Verzehr geeignet sei.
Wohl aber auf den Stevia-Packungen. Stevia ist ein Süßstoff, der quasi Null Kalorien enthält, aber dessen Sicherheit noch nicht ausreichend belegt ist. Deshalb findet man das Pulver derzeit nicht im Zuckerregal, sondern zum Beispiel neben den Zahnpasten - als Mittel zur Herstellung ebensolcher. Oder in der Gartenabteilung als Düngemittel. Die Anträge auf einen Einlass in die Süßmittel-Regale laufen. Und bis dahin kloppe ich mir einfach weiter Zucker in den Kuchen - ein bisschen sündigen darf man schließlich auch im neuen Jahr.

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