Donnerstag, 28. Juli 2011

Ist denn da auch Vitamin drin?

Es gibt eine neue Krankheit. Wahrscheinlich eher einen neuen Namen für ein altes Phänomen, aber egal: Orthorexia nervosa, der Zwang, sich gesund zu ernähren. Laut eines Berichts auf t-online.de gibt es sieben Anzeichen dafür, ein krankhafter Essensstreber zu sein:
- Die Gedanken kreisen den gesamten Tag darum, was an Vitaminen und Spurenelementen im Essen steckt. Nicht, um abzunehmen, sondern um ja nicht krank zu werden
- Sie treiben ihr Umfeld mit Belehrungen über gesundes Essen in den Wahnsinn
- Außer Haus zu essen wird zur Qual und wenn möglich vermieden. Man weiß ja nie, welchen Schrott die bösen Bekannten, die einen hinterhältig zum Essen einladen, einem ins Dinner schmuggeln wollen
- Hypochondrie à la "O Gott, ich habe an einem Burger geschnuppert, ich bekomme einen Herzinfarkt"
- Der Geschmack des Essens ist völlig egal, wenn es nur gesund ist
- Die Liste erlaubter Nahrungsmittel wird immer kürzer
- Sie sind nur zufrieden und mit sich im Reinen, wenn sie absolut gesund gegessen haben

Dabei ist Bio gar nicht zwangsläufig gesünder. Bei Fischen bedeutet das Siegel wohl lediglich, dass die Schuppentierchen wild gelebt haben. In was für einem Wasser spielt keine Rolle. Exotische Früchte wie Ananas müssen in Bioqualität importiert werden - eine Katastrophe für die Klimabilanz und bei Zitrusfrüchten ist es ohnehin egal, weil der Unterschied zwischen Bio und nicht Bio in der Schale steckt, die bei Orange und Co. im Normalfall eh nicht mitgegessen wird.
Stellt sich für mich die Frage: Haben wir denn keine anderen Sorgen? In der Steinzeit hätten wir vermutlich auch Beeren verdrückt, die mitten im Säbelzahntiger-Klo wachsen und beim Mammut hätte auch niemand danach gefragt, wo denn da jetzt das Siegel "Aus Freilandhaltung" klebt.Ich esse auch gerne und viel Obst und Gemüse. Aber wenn es drauf ankommt, bin ich die Erste, die sich auf dem Weihnachtsmarkt ihre Bratwurst mit Ketchup abholt. Meine Abwehrkräfte gegen Orthorexia nervosa scheinen zu funktionieren. Darauf einen Schokokeks!

Montag, 18. Juli 2011

Gemüse? Was für Gemüse?


Ich bin ein Quartalsgärtner. Mein Interesse an meinem Balkongärtchen ist eine zeitlang da, dann wieder nicht. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich die Hälfte meiner Gemüseernte auf dem Balkon schlicht vergessen habe. Dabei sind die Karotten sensationell geworden. Oder gerade deswegen? Weil ich nicht alle zwei Tage die Erde um die grünen Büschel weg gekratzt habe, um zu sehen, wie groß die Rübe darunter schon ist? Einen großen Anteil am Überleben des Gemüses hat mit Sicherheit auch Achim, der die Bewässerungsanlage nachgefüllt hat während ich damit beschäftigt war mein neues Projekt zu verfolgen: Die abgestorbenen Orchideen wieder zum Leben zu erwecken, die bis vor Kurzem noch blühend auf unserem Sideboard gestanden hatten. Gestern habe ich ihm offiziell die Verantwortung für die restlichen Bohnen und den Basilikum übertragen. Pflege- und Ernte-Prokura. Und die Verarbeitung der Karotten hat er auch übernommen – in Form eines super Risottos. Ein steht fest: Quartalsesser bin ich mit Sicherheit nicht. Mahlzeit!

Freitag, 15. Juli 2011

Wenn die Pasta Party macht

Mein Verhältnis zur Nudel ist gespalten. Einerseits mag ich die teigigen Kohlenhydratstränge so gerne, dass ich mir am liebsten jeden Tag eine große Portion davon einverleiben würde. Wird die Menge der angebotenen Nudeln jedoch so groß, dass sich das Nudelessen zur Pastaparty auswächst, hört bei mir die Nudellust auf. Nicht, dass ich was gegen Parties hätte, ganz im Gegenteil. Ich mag feiern, essen und trinken. Was bei der Pastaparty allerdings die Party sein soll, ist mir ein Rätsel. Die Veranstaltungen, denen ich bisher beiwohnen durfte - und das waren viele - bestanden darin, dass ein Pulk mehrerer hundert bis tausend Sportler nach endlosem Schlangestehen in ein Zelt getrieben wurde dessen Luft man mit dem Messer hätte schneiden können. Dort fielen die Athleten über die bis zur vollständigen Geschmacklosigkeit verkochten Nudeln her als hinge ihr Leben von der Pampe ab, stopften das - nun ja, sagen wir mal: Essen - quasi ohne zu kauen in sich hinein (was ich verstehen kann), nur um dann mit dem Ausdruck puren Futterneids nochmals zu den silbernen Warmhalteschalen vorzustossen, um sich eine zweite Mahlzeit auf den Teller zu schaufeln oder das Ausgabepersonal anzubrüllen, dass es gefälligst einen Nachschlag rauszurücken habe (was ich weniger verstehen kann). Aber man ist schließlich Sportler und als solcher meandert man ja ständig an der Kohlenhydrat-Ebbe und dem spontanen Leistungsverlust durch Nudelmangel entlang.
Mir ist es ziemlich egal, was ich vor einem Wettkampf esse. Ich bin mit Nudeln und Apfelschorle im Magen schon schlechter gelaufen als nach Tiefkühlpizza und Bier. Spaghetti Bolognese haben mich sowohl ins Ziel als auch in die Büsche befördert und der Radmarathon, vor dem ich aufgrund unglücklicher Umstände als Abendessen eine 50-Gramm-Tüte Studentenfutter nachts um 2 Uhr verdrückt habe, war der platzierungsmäßig erfolgreichste, den ich je absolviert habe. Ich glaube, es kommt nicht darauf an, was man am Vorabend des Wettkampfes isst, sondern die Wochen und Monate davor. Die Pastaparty ist eine Kopfsache, um sich die Gegner bei schlechtem Essen, schlechter Beleuchtung und schlechter Luft einmal anzuschauen und das Kribbeln vor dem Rennen ein bisschen zu spüren bevor es dann richtig los geht. Und weil Sportler immer und unglaublich viel essen, gibt es halt die billigst mögliche Variante dieses Bedürfnis zu befriedigen. Schmecken tut es nicht mal den Athleten, die sich zwei Mal nachholen. Ich habe sie zumindest nach solchen Parties immer noch in der Pizzeria um die Ecke "was Richtiges" essen sehen. Und meistens waren das keine Nudeln.

Montag, 11. Juli 2011

Die Kartoffel ist geschält

Welch' übergroße Freude! Endlich ist das Genom der Kartoffel entschlüsselt. Ich bin mir zwar noch nicht ganz sicher, warum das so wichtig war. Aber wenn es in allen Medien steht und gut 100 internationale Wissenschaftler mit den Genen der Knolle beschäftigt waren, wird es schon von herausragender Bedeutung sein.Ehrlich gesagt war mir habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob Kartoffeln überhaupt ein Genom haben. Schon eher darüber, ob ich sie noch zwei Minuten länger kochen soll oder nicht.Und da ich nicht vorhabe mich mit einer Kartoffel zu paaren, kann sie mit ihren Genen eigentlich machen was sie will. Mich beunruhigt eher, dass die Erdäpfel jetzt manipulierbar sind. Die Forscher können alles mit ihnen anstellen, was sie möchten,sie rosa machen, doppelt so groß oder in Elefantenform, weil sie das Innerste der Knollenfrucht aufgefächert haben wie ein Mikadospiel. Wollen wir mal hoffen, dass das Genstäbchen, dass sie als erstes Anfassen nicht den ganzen Turm zum Einsturz bringt.Der Frankenstein-Lachs aus den USA, der zig Mal schneller wächst als seine naturbelassenen Kollegen, ist ja schon ein bisschen gruselig. Und als ob es nicht Last genug wäre unkontrollierbar Gewicht zuzulegen, ist er auch noch von Geburt an sterilisiert, damit er sich nicht mit normalen Fischen paaren kann, falls er es schaffen sollte, aus seinem Gefängnis-Tank zu entkommen.Und Greenpeace meint, bei einem Berliner DVD-Verein genmanipulierte Süßigkeiten und Chips entdeckt zu haben. Wenn die Chips genmanipuliert sind, müssten es die Kartoffeln doch auch sein. Und wenn man die Kartoffeln schon vor der Entschlüsselung ihres Genoms manipulieren konnte, verstehe ich den Hype darum irgendwie nicht. Aber sie Wissenschaftler werden schon wissen, was sie tun. Ich gehe jetzt erstmal eine Rund Schwimmen. Mein Frankensteinlachs braucht Auslauf.

Dienstag, 5. Juli 2011

Sport ist Wurst

Gute Nachrichten für Sportmuffel und Naschkatzen: Eine Studie soll nun herausgefunden haben, dass weder Sport, Schlaf oder Süßigkeiten einen großen Einfluss auf das Körpergewicht haben (was die Frage aufwirft, warum ich mich heute Morgen durchs Schwimmbecken gequält und Erdbeeren statt Erdbeerkuchen gegessen habe).
Forscher um Dariush Mozaffarian von der Harvard School of Public Health hatten über 20 Jahre hinweg rund 98.000 Frauen und 22.500 Männer zu ihrem Essverhalten befragt und das Gewicht der Probanden aufgezeichnet. Alle vier Jahre wogen die Wissenschaftler die Testpersonen und fragten diejeweilgen Lieblingslebensmittel ab. Ergebnis: Dickmacher Nummer eins sind Kartoffelchips, gefolgt von Limonaden und rotem Fleisch. Diese Leckereien ließen sich die Probanden wohl besonders gern schmecken, denn die anfangs Normalgewichtigen nahmen im Laufe der Studie in jedem Jahr 380 Gramm zu, also ungefähr 7,5 Kilo insgesamt. Andererseits sind knapp acht Kilo in 20 Jahren nicht so schlimm, finde ich. Vermutlich haben die meisten Mädels in der Zeit der Studie ein bis mehrere Kinder bekommen und die Männer haben aufoperungsvoll mit ihnen mitgegessen - da bleibt einfach ein bisschen was hängen. Und wer sich mit den Pluskilos nicht abfinden möchte, aber nicht sicher ist, was er essen darf, kann sich vielleicht bald von einem Computer im Körper warnen lassen. Das Modell der Ernährungssonde für Kühe gibt es jedenfalls schon. Sie soll eine Übersäuerung durch falsche Futtergaben anzeigen. Veilleicht klappt das ja auch bei Übersalzung bei Kartoffelchipsgaben ...