Samstag, 18. Dezember 2010

O backt is!

Jesus ist ein Stollen. Das behauptet zumindest das Internet. So soll der Christstollen eine Nachbildung des Jesuskindes und der weiße Puderzucker seine Windel sein. Ob das Vanillekipferl eine Hommage an den Ochsen von Betlehem ist, habe ich nicht rausgefunden. Wollte ich auch gar nicht. Was ich ursprünglich rausfinden wollte war, wer Schuld daran ist, dass unsere Küche gestern aussah wie eine Langlaufloipe. Wir haben nämlich Plätzchen gebacken. Und Lebkuchen. Was mich besonders stolz - und das Mehlchaos auf unserer Anrichte vergessen - macht, ist, dass meine Mohn-Masskrüge genießbar sind. Meine ersten Plätzchen, die diesen Namen auch verdienen, und zu denen ich mehr beigetragen habe, als sie auszustechen und in Schokolade zu tunken.
Das habe ich diesmal zwar auch gemacht, aber es war nur das i-Tüpfelchen auf einem Teig, der weder verkohlt noch halb roh war, als er aus dem Backrohr kam. Dabei habe ich die Niederlage schon kommen gesehen als sich in unserer Küchenmaschine ein braungraues, bröckeliges Gemisch herumwuchtete, das später einmal der Teig werden sollte. Irgendwie hat es das Maschinchen aber geschafft, aus den Mohnbröseln und Butterklumpen eine glatte Masse zu machen, aus der sich anstandslos Plätzchen stechen ließen. Ich habe kleine Bierkrüge gebacken - wenn ich schon Jesus' Windeln esse, muss ich nicht noch Sternen die Zacken oder Engeln die Flügel abbeissen.
Die Bier-Kekse waren aber nur das Warm-up zum Titelkampf des Abends: Nürnberger Lebkuchen backen, nach altem Familienrezept. Was genau reinkommt, kann ich deshalb nicht verraten, nur soviel: es ist keine Zutat drin, die weniger als 4.000 Kalorien pro 100 Gramm hat. Wahrscheinlich schmecken die Dinger deshalb so grandios.
Ein Genuss, den wir uns aber hart erarbeiten mussten. Habt ihr schon einmal nach drei Gläsern Glühbirne (unsere Birnensaft-Rum-Alternative zum Glühwein) versucht, eine Masse mit den Hafteigenschaften von Pattex auf winzige Oblaten zu verteilen und so glatt zu streichen, dass man das Ergebnis auch nüchtern noch ansehnlich findet? Wir habens geschafft, aber es hat sechs Leute gebraucht, um den Teig zu bezwingen. Jetzt liegen die Naschereien in einer Weihnachtsdose und warten darauf heute Abend als Nachtisch verezehrt zu werden. Ich freue mich jetzt schon auf einen Lebkuchen mit Schokoglasur.
Wenn man die Schoki im Wasserbad schmilzt, darf man das Wasser übrigens nicht zu heiß werden lassen, sagt Achim, sonst wird die Kuvertüre bröselig. Und man darf keinen Schnaps reinkippen, sonst wird sie auch bröslig, sage ich. Aus Praxiserfahrung.
In diesem Sinne: Eine fröhlichen vierten Advent.
Ach ja: Erfunden haben das Plätzchenbacken wohl ein paar Klosterbrüder im Mittelalter. Gut gemacht, Jungs.

1 Kommentar:

  1. Ha, ich liebe Deine Schreibe!
    Weiter so. Sieht inzwischen fast so aus als fühle ich mich unter Druck gesetzt selbst das Platzerlbacken anzupacken.
    Das ein oder andere Adventstürchen muss noch befüllt und geschlossen werden, bevor es wieder gierigen Augen nachgibt.

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