Sonntag, 19. Dezember 2010

Chapeau, chapon

Was sieht aus wie ein Hahn, ist aber keiner? Richtig, ein Kapaun. Der Kapaun, oder Chapon, ist für den Franzosen das, was für uns die Weihnachtsgans ist. Nein, nicht sauteuer. Obwohl für das Federvieh anscheinend auch mal um die 150 Euro über den Tisch wandern. Er ist ein Festtagsgericht. Bis Weihnachten ist es zwar noch eine Woche hin (Gott sei Dank, ich habe noch nicht alle Geschenke) und Franzosen sind wir auch nicht, aber weil Franken und Frankreich ja doch ein bisschen ähnlich klingt - und der Kapaun im Sonderangebot war - lag gestern also eine solche Franzosen-Gans bei uns im Backrohr.
Ich muss schon sagen, ein leckeres Stück Geflügel ist er, der Kapaun. Und unter den 2,5 bis 3 Kilo Fleisch ist obendrein ein so großer Hohlraum versteckt, dass ein Honigmelonen-großer Klops Semmelknödel-Teig reinpasst. Damit der Kapaun soviel Fleisch auf die Rippen kriegt, muss er allerdings seine Männlichkeit Opfern. Er ist sozusagen der Eunuch unter den Brathähnchen. Ist er erstmal kastriert, wird er 150 Tage lang mit allem vollgestopft, was das Kapaun-Herz begehrt und vor lauter Begeisterung setzt er das Fett nicht partiell in dicken Klumpen an, wie das normale Hendl tun, sondern verteilt es gleichmäßig in den einzelnen Fleischfasern. Das macht den Braten zart. Ziemlich zart sogar. Vom Essen verstehen die Franzosen halt doch was. Und die Franken auch.

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