Sonntag, 13. Februar 2011

Auf heißen Kohlen

Die Grillsaison ist eröffnet. Gestern haben wir angegrillt. Wenn es nach dem Männer-Kochmagazin „Beef“ (und unseren Gästen) geht, viel zu spät: „Man sollte am 31. Dezember abgrillen und am 1. Januar angrillen“, heißt es da. Nicht wortwörtlich, aber sinngemäß. Sogar das Rezept für einen Wurstkeks gab es dort zu Weihnachten. Mir,deren Barbecue-Highlight der Kartoffelsalat ist und das Entzünden des Feuers zeitraubendes Übel,erschließt sich die Faszination des Grillens nur zum Teil. Ich liebe den Geschmack des Fleisches, wenn es frisch von der Holzkohle kommt, und den Rauchduft, der über dem Rost hängt – das hat schon was. Für die Jungs in meinem Bekanntenkreis scheint es da aber noch etwas jenseits der reinen Essenzubereitung zu geben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass unser Chefgourmet im Dänemark-Pärchenurlaub mehrere Stunden damit zugebracht hat ein leeres Bierfässchen mit Schere und Kneifzuange zu bearbeiten, um einen Anzündkamin für den Grill zu bauen… und danach mehrere Stunden vor der geschlossenen Webergrill-Kuppel verharrte, unter der ein Jerked Chicken seiner Vollendung entgegengarte. Vielleicht ist es das Feuer, das die Männer an den Rost zieht. Da saßen sie ja schon in der Steinzeit und brutzelten ihr Jagdgut. Jetzt haben sie statt Holzspießen und ihren bloßen Händen aber Eichenfurnier-Grillkoffer mit Messingbeschlägen, Sparerib-Halter, Fischklammern und High-Performance-Grillanzünder. Fisch wird auf anderem Holz geräuchert als Fleisch und es gibt im Internet Listen, denen man die Wärmespeicher- und Glimm-Kapazität verschiedener Kohlesorten entnehmen kann. Gestern haben wir sogar kurz erörtert, ob man getrocknete Ananas über Buchenspänen kalt räuchern könnte. Eigentlich hätte man allen Grund sich über die Verwissenschaftlichung einer so simplen Sache lustig zu machen. Das Dumme ist nur: Ein über Stunden liebevoll betüddeltes Grillhendl schmeckt tatsächlich um so viel besser als ein schnödes Brathuhn, dass allein der erste Biss allen Schnickschnack rechtfertigt, der beim letzten Dänemarkurlaub dafür verantwortlich war, dass die Hälfte meiner Schuhe zuhause bleiben musste. Jetzt müssen wir nur noch eine Frage klären:
Rub oder Marinade?

1 Kommentar: