Freitag, 17. Juni 2011

Die Milchschnitte macht's

Der Goldene Windbeutel ist verliehen. Letzten Monat hatte ich kurz über diese Auszeichnung von www.abgespeist.de für die dreisteste Werbelüge in der Lebensmittelindustrie gebloggt. "Gewinner" ist die Milchschnitte, weil sie vorgaukelt eine leichte Zwischenmahlzeit zu sein, in Wirklichkeit aber eher in Richtung Sahnetorte meandert. Ganz ehrlich, ich hatte schon als Kind nicht geglaubt, dass etwas, das mir so gut schmeckt, wirklich gesund sein kann. Und dass das Törtchen aus dem Kühlregal, Milch höchstens mal zu Gesicht bekommen hat, weil das Supermarkpersonal sie daneben ins Regal geräumt hat, fand ich prima. Schließlich wurde mir schon beim Anblick der Schulmilch im Pausenverkauf übel. Ich finde es auch durchaus verständlich, dass die Marketing-Menschen bei Ferrero die Milchschnitte Milchschnitte genannt haben und einen Krug mit dem weißen Kuh-Saft, ein paar Getreide-Ähren und einen Pott Honig darauf abgebildet haben. Den Riegel "Aus irgendwelchen Zutatenresten zusammengebastelte Doppelschnitte mit mehr Kalorien als eine Schwarzwälder Kirschtorte, Null Vitaminen, dafür einem Haufen Zusatzstoffen" zu nennen und ein fettes Kind darauf abzubilden fände ich zwar lustig, aber für den Verkauf eher kontraproduktiv. Wenn man genau hinschaut, sind Lebensmittel-Namenslügen sowieso überall. Auch in den gesunden Sachen: Brechbohnen übergeben sich nicht ständig, Kichererbsen lachen sich nicht den ganzen Tag kaputt und Gelbe Rüben sind orange. Nicht falsch verstehen. Ich finde die "abgespeist"-Aktion nach wie vor gut. Es geht nicht, dass uns die Lebensmittelindustrie dreist belügt und es ist wichtig, dass es Fachleute gibt, die das erkennen und uns darauf hinweisen. Ich denke aber auch, dass man als Verbraucher zumindest zu einem gewissen Grad Verantwortung übernehmen sollte für das, was man isst. Wer sich jeden Tag drei Doppelwhopper mit Pommes und Cola einverleibt und wegen der zehn Kilo zuviel auf der Waage dann McDonalds einen Vorwurf macht, weil in der Werbung doch so schön ein gesundes Salatblatt auf die Bulette plumpst, macht es sich zu einfach. Im Job will jeder Verantwortung, im Privatleben so viele Optionen wie möglich. Nur beim Essen sollen wir auf einmal zu faul sein, unser Gehirn auszuschalten? Das kann und will ich mir nicht vorstellen. Deshalb unterbreche ich auch weiterhin bewusst meine an sich recht vernünftige Ernährungsroutine mit einer Bratwurst, trinke hin und wieder eine Cola und freue mich, dass ich schon lange vor "abgespeist" wusste, dass die Milchschnitte gar nicht gesund ist.

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