Donnerstag, 8. März 2012

Riesenblasen? Ein Abgesang auf den Kaugummiautomaten

Kann mir jemand sagen, wo all die Kaugummiautomaten hin sind? Früher waren die an jeder Ecke gehangen: Über dem Fahrradständer beim Metzger, am Kino neben dem Außen-Plakatkasten, vor dem Supermarkt und an der Eisdiele sowieso (wer schon mal sein Spaghetti-Eis mit den bunten Kügelchen zu verfeinern versucht hat weiß, warum die Automaten zumindest dort nicht mehr hängen). Inzwischen findet man sie nur noch in Aushilfsjobs: Als Erdnuss- und M&Ms-Ausspucker in Kneipen oder befüllt mit Sexspielzeug-befüllten Plastikbällchen auf Gastronomie-Toiletten. Wo sind die Automaten, aus denen man sich früher für 10 Pfennig so herrlich unnatürlich bunte Kaugummis herauslassen konnte, deren Geschmack sich beim ersten Kontakt mit dem Mund bereits komplett entlud und auf Nimmerwiderschmecken verschwand? Oder die, aus denen man sich lebensnotwendigen Schrott wie Plastikringe, Trillerpfeifen oder Miniautos ziehen konnte? Die Hersteller müssen doch ein Vermögen damit verdient haben! Wenn man mal nachrechnet wie viel das Spielzeug da drin maximal gekostet haben kann und wie viele Münzen allein schon ich jede Woche in meinem Stammautomaten um die Ecke versenkt habe, nur, weil der Ring, den ich unbedingt haben wollte, sich weigerte herauszuplumpsen. Heute würden die Mütter wahrscheinlich ihrem Kind sofort die Mundhöhle desinfizieren, wenn sie es mit einem solchen Automaten-Kaugummi zwischen den Bio-Gemüse-gestählten Zähnen erwischen würden – was da alles drin ist! Ein Wunder, dass wir es ohne schwere Schäden ins Erwachsenenalter geschafft haben! Gut, dass es jetzt nur noch Multi-Funktionskaugummis gibt, die die Zähne nicht nur weiß, sondern auch kariesfrei halten, die Mikrogranulate enthalten, die den Zahnstein wegrubbeln und auch gleich noch die Konzentration erhöhen.
Weil ich heute schon eine halbe Packung gekaut habe, aber keinen merklichen Konzentrations- oder Zahnweißglanz-Anstieg bemerken konnte, werd ich heute eine Nostalgiestunde einlegen, mir aus einem Blumentopf, einer runden Vase und ein paar bunten Karnevalskügelchen einen Kaugummiautomaten bauen, meinen Ring von damals an den Finger stecken und mich darüber freuen, dass ich noch Kaugummis gekaut habe, die mit den High-Tech-Dingern von heute nichts zu tun hatten. Danach gibt es dann ein paar PEZ-Brausebonbons aus meinem Bugs-Bunny-Spender. Gibt’s die eigentlich noch? Hach, schön wars!

1 Kommentar:

  1. Herrlich :)
    "Mama, hast du einen Groschen übrig?"
    Besonders beliebt war bei meinen Geschwistern und mir der Kaugummiautomat auf der Straße meiner Tante, zu der wir ein paar Mal im Jahr fuhren. Die roten Kaugummis die noch einzeln in frischhaltefolieähnlichem Plastik steckten, so schrecklich eingeschweißt, dass man sie mit den Zähnen sofort abbekam, waren die BESTEN!
    Eine Woche bevor wir losfuhren, wurden Groschen gesammelt, dort dann trotzdem noch die Mark bei Oma gewechselt.
    Denn ein wenig drauf gekaut war ja der Geschmack weg und man musste nachschieben, bis der Mund voll war.

    Schade, dass der Automat weg ist, ich würd mir immernoch die roten herausziehen xD

    Schöner Bericht!

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