Montag, 5. März 2012

Eine wackelige Angelegenheit

Als „Prinzessin unter den Fruchtaufstrichen“ bezeichnet die Zeitschrift Brigitte das Gelee als solches. Wahrscheinlich deshalb, weil es sehr sensibel reagiert, wenn es nicht genau so gemischt, gekocht oder behandelt wird, wie es sich das einbildet. Dann wird es eben nicht wabbelig-fest wie es sein soll, sondern schlabberig-flüssig. Das ist das letzte Mal beim Apfelgelee-Machen passiert. War trotzdem ein leckerer Brotaufstrich, aber man musste ziemlich schnell sein, um ihn vom Glas aufs Brötchen zu wuppen und die Backlöcher im Teig vorher mit Frisch- oder anderem Käse abdichten, damit das leckere Gelee nicht gleich wieder auf den Teller abhaute.
Eigentlich besteht Gelee – das aus dem Lateinischen übersetzt „zum Erstarren bringen“ heißt – aus überschaubar vielen Zutaten: Gelierzucker und Früchten. Verfeinern kann man es dann nach Lust und Laune. Hauptsächlich der Laune des Gelees. Das ändert nämlich, halbflüssig ins Glas gefüllt, in den nächsten Stunden und Minuten seine Konsistenz und auch den Geschmack mitunter noch dramatisch - ganz nach Stimmung. Genau wie meine selbst gebackenen Kekse vom letzten Weihnachtsfest, die frisch aus dem Ofen noch schön fluffig waren, sich nach einer halben Stunde auskühlen aber in etwas verwandelt hatten, das man super als flachen Kiesel über die Alsterwellen hätte spicken können, aber auf keinen Fall mehr ohne Plomben-Verlust essen.

Gelee, Marmelade und Konfitüre stehen im Supermarkt zwar meistens zusammen, haben aber eigentlich nichts gemeinsam. Während Konfitüre per Definition aus geschälten, entkernten und in Stücke geteilten oder zerdrückten Früchten jeglicher Art hergestellt werden darf, muss Marmelade aus Zitrusfrüchten bestehen (Erdbeermarmelade gibt es also gar nicht – das ist ja wie bei der Bielefeld-Verschwörung). Gelee dagegen ist ein gallertartig eingedickter Fruchtsaft oder eine Fruchtsaftmischung. Aha. Musste erstmal „gallert“ googeln: Das heißt „gefroren oder geronnen“. Gelee ist also etwas das mit einer Art Gerinnung zu etwas Erstarrtem wird. Klingt schwer nach Schüler-Chemiebaukasten. Und in Chemie war ich immer schlecht. Deshalb überlasse ich das Gelee machen meinem Freund. Der hat am Wochenende wieder ein paar Gläser perfekt gallertes Apfelerstarrtes gezaubert. Was Besseres gibt es nicht als Unterlage für Käse, Wurst und sogar Salatgurken. Deshalb gibt es das Rezept zum Nachexperimentieren untenstehend. Und noch ein Tipp: Wenn man das Gelee in Schraubgläser füllt, Letztere mit dem noch heißen Gelee randvoll macht und dann verschraubt kopfüber auf eine gerade Fläche stellt, entsteht ein Vakuum, dass die Leckerei innendrin haltbar macht.
Guten Appetit

Apfelgelee -so wird's gemacht:

900 ml Apfelsaft

4 Chillischoten,

15 Minuten kochen.

80ml Essig

250g Gelierzucker 2:1 Zugeben,

aufkochen und abfüllen.

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