Montag, 26. März 2012

Open-Air Eating

Das Hoch Harry macht den Weg frei - für Eranos, für Prandium oder - für alle nicht Alt-Griechen und -Römer, fürs Picknick. Das Essen draußen gibt es nämlich unter obigen Bezeichnungen schon in der Antike. Allerdings hatt das Essen im Freien damals eher pragmatische als romantische und soziale wie heute. Wer das heutige Wort "Picknick" erfunden hat, darüber streiten sich die Franzosen ("pique"= aufpicken, "nique"= Kleinigkeit)und Engländer (ein Lord bezeichnete eine Versammlung - ohne Essen - als "picnic"). Letztere sind seit jeher große Picknikcer: Queen Victoria speiste quasi nur im Freien und auch der klassische Picknickkorb ist eine Erfindung der Angelsachsen. Der hat solch praktische Vorrichtungen wie Anschnallgurte für Teller, Fächer fürs Besteck und einen Haufen Platz für allerlei Häppchen, die dank diverser Frauenzeitschriften immer ausgefallener werden. Statt Essiggurken, Würstchen und Kartoffelsalat kommen jetzt Wraps mit Putenschinken, Paprikaschinken und Honig-Dijon-Senf, Miniquiches, Tomatenmuffins und Chilibällchen mit Raukequark auf die Karodecke. Auch Bier hat als Picknick-Getränk ausgedient. Der Picknicker von Welt schlürft heutzutage selbstgemachte Salbei-Minz-Limonade. Fehlt eigentlich nur noch, dass jemand eine Eismaschine aus dem Korb fummelt und anfängt, sein Nachtisch-Sorbet anzurühren. Wer lieber schriftstellerischen Ergüssen lauscht als sich mit seinen Mit-Picknickern zu unterhalten und das Mitgebrachte auf einem Teppich klangvoll-geschliffener Worte verspeisen möchte, der kann zum Literarischen Picknick gehen, einem Lesefest in Berlin-Kreuzberg. Wer Musik als Hintergrundrauschen bevorzugt, kann zum Festival "Melt!Picknick" und wer Fleisch nicht nur auf dem Teller, sondern auch auf dem Spielfeld mag, kann sein Picknick in Münster beim Polo einnehmen.
Mir ist es ja am liebsten, wenn ich bei meinen Picknicks Gras unter dem Hintern, Wasser vor der der Nase und nette Leute um mich herum habe und jeder irgendwas zu Essen mitbringt. Ein ganz wichtiges Utensil habe ich von einer Freundin aus München bekommen: einen rot-weiß-gestreiften Mini-Salzstreuer mit blauen Blumen, den man rieselfest verschließen kann. Für die hart gekochten Eier. Mehr braucht man nicht. Mahlzeit!

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