Montag, 13. Februar 2012

Auf zur Jagd - die Brötchen sind reif

Am Wochenende gehe ich morgens immer Brötchen holen. Auch, wenn wir eigentlich keine bräuchten. ich mache das gerne, da ist man draußen in der Wildnis des Straßenverkehrs und besorgt für die Familie zuhause was zu Essen. Brötchen in die Tüte, daheim kommt das Opfer auf den Teller, wird erstochen, ausgenommen und mit etwas gefüllt, was der Daheimgebliebene, der den Tisch decken musste, im Kühlschrank zusammengesucht hat. Den Frühstückstisch decken ist Sammeln . Brötchen holen ist Jagen! Sammeln liegt mir nicht so. Das ging schon beim Aufklebersammeln in der Grundschule los. Da hatte man solche Hefte mit glatten Seiten, von denen man die Aufkleber immer wieder abziehen konnte. Was ich da alles hatte: Schmetterlinge, Pferde, Blumen … ganz hip waren die Aufkleber, die so eine pelzige Oberfläche hatten und die Regenbogenmäßig glänzenden, die aussahen, als hätte man sie einmal nach einem Tankerunglück durchs Meerwasser gezogen. In der großen Pause haben dann alle ihre Aufkleberhefte rausgezogen und man hat versucht seine hässlichen Billigsticker gegen coole einzutauschen. Im Prinzip so, wie heute mit den Staatsanleihen, nur hat man bei den Aufklebern ziemlich schnell gemerkt, was man sich da für einen Schrott ins Heft geholt hat. Losgeworden ist man so einen Billigsticker meistens nicht mehr, wenn man ihn mal hatte.
Na ja. Nach der Schule kam dann irgendwann facebook. Und da wurde das mit dem Sammeln noch seltsamer, finde ich. Ständig bekomme ich Mittelungen, dass irgendjemand Leute sucht, die einem beim Holz sammeln helfen sollen, um einen Zaun in ihrem Farmville-Imperium aufzustellen oder die einem eine Kuh für einen Bauernhof schenken wollen, den man weder hat noch möchte. Ganz schlimm sind die Umarmungssammler. Wenn ich nur lese „XY möchte mit dir eine Umarmung teilen“ oder „ein Herz schenken“ , kommt mir der Cappucino wieder hoch.
Den schärfsten Sammler-Post habe ich aber vor ein paar Tagen gekriegt: Da suchte eine Freundin, die ich bisher für einigermaßen zurechnungsfähig gehalten hatte Titanauspuffe, um sich ein virtuelle Titanlabor in irgendeiner facebook-Anwendung zu bauen. Hallo? Ein Titanlabor? Was zur Hölle soll ich mit einem virtuellen Labor aus Titanauspuffen? Mich reinstellen, alle einschalten und tief durchatmen? Nein, sammeln ist nichts für mich.
Außer vielleicht auf Beerenplantagen. Aber da geht man ja nicht in erster Linie hin, um wirklich Beeren zu sammeln, sondern, um sich den Bauch vollzuschlagen und dann mit einer winzigen Tupperschüssel voller Erdbeeren an die Kasse vorbeizuschleichen. Also doch eher unter dem Vorwand sammeln zu wollen. Wir hatten das als Jugendliche perfektioniert und sind früher grundsätzlich mit einem Piccolo und einer Dose Sprühsahne auf die Erdbeerplantage. Wenn schon Obst klauen, dann mit Stil.

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