Sonntag, 27. Mai 2012

Gesprächsstoff: Du bist, was du isst?

Gestern waren wir bei Freunden zum Essen eingeladen. Irgendwann, als die Bäuche ebenso voll waren wie die Gläser, kam das Thema auf das Spiel "Gesprächsstoff". Das sind Karteikarten mit Fragen, von denen eine gezogen wird und die dann alle am Tisch sitzenden reihum beantworten müssen. Dadurch soll man Dinge, Ansichten und Denkweisen seiner Mitspeisenden erfahren, die einem sonst vielleicht nie zugetragen worden wären. Gut, es sei dahingestellt, ob ich unbedingt wissen muss, was die Lieblingstiere sämtlicher meiner Freunde sind oder welche aktuelle Erfindung sie für so gelungen halten, dass sie auch ein Besucher aus dem Jahr 2567 noch absolut abgefahren findet. Aber es kommen doch sehr spannende, lustige und rührende Geschichten zusammen. Achim hat ein ähnliches Spiel selbst entwickelt, "My friends' world", das uns auch schon so manchen großartigen Abend beschert hat. Leider gibt es bisher noch keine Gourmet-Version, in der nur Essens-Fragen gestellt werden. Doch ich bin überzeugt, dass die Einstellung zum Essen eine ganze Menge über den jeweiligen Menschen aussagt. So glaube ich, dass jemand, der sich Zeit nimmt zum Essen, eher auch einen Sonnenuntergang genießen kann als jemand, der ständig und ohne Not in zwei Minuten drei Cheeseburger in sich hineinstopft. Oder dass jemand, der sich sehr bewusst ernährt, auch achtsam in anderen Lebensbereichen ist. Das einzige Ernährungsgebiet, auf dem ich noch nicht zu einem klaren roten Faden gekommen bin, ist der Alkoholkonsum. Klar, gibt es die Profitrinker, die Wein aus Tetrapaks und Bier aus Plastikflaschen mit Schraubverschluss kippen. Aber bevor sie an der Flasche hingen - und vermutlich auch jetzt noch, da sie es tun - waren die meisten vermutlich keine schlechten oder dummen Menschen. Genau wie jemand, der alles über Weine weiß und stundenlang ein Glas Chateau Irgendwas zu einem Geigenkonzert auf CD genießen kann, kein liebenswerter, hilfsbereiter Kerl sein muss. Vielleicht hat er zig Kollegen mit Füßen getreten, um an die Stelle auf der Karriereleiter zu kommen, die es ihm ermöglicht, diesen sündhaft teuren Tropfen zu kaufen. Und,überhaupt, wenn er nett wäre, würde er den Wein dann nicht mit Freunden anstatt allein mit CD süffeln? Selbst Jacky-Cola-Trinker kann ich nicht mehr in die "Proll"- oder "Pubertierender"-Schublade stopfen, seit eine Freundin einen großartigen Partner hat, der mit Vorliebe eben genau dieses Zeugt in sich hineinschüttet. Ich brauche also dringend Hilfe in Form eines ausgeklügelten Food-Fragen-Katalogs mit gesondertem Getränketeil. Irgendjemand Lust?

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