Es gibt gute Beifahrer und schlechte. Die guten halten einfach die Klappe und gegebenenfalls sich selbst am Türgriff fest. Die schlechten bereichern die Fahrt mit Kommentaren wie "Ich glaube, du kannst jetzt in den vierten Gang schalten", auch wenn man Automatik fährt, "Du hast gesehen, dass da vorne eine Ampel kommt?" oder - die schlimmste Sorte - zucken die ganze Zeit mit ihren Pratzen Richtung Lenkrad oder bremsen auf dem Boden mit oder besser: vor, wenn sie es für angemessen halten, dass der Fahrer genau jetzt die Geschwindigkeit reduziert.
Fast noch nervtötender als schlechte Beifahrer sind schlechte Beikocher. Ein besonders hartnäckiges Exemplar hat sich letztens in die Küche meiner Freundin verirrt und die seine Beziehung mit ihr beendet bevor sie überhaupt angefangen hatte.
Dabei hatte sie eigentlich alles richtig gemacht und sich an die alte Nichthausfrauen-Regel gehalten: "Wenn jemand kommt, bei dem du aufgeregt bist, aber trotzdem einen guten Eindruck hinterlassen willst, koche etwas Idiotensicheres." Es gab also Gemüsepfanne mit Nudeln. Und das Unglück nahm seinen Lauf. Schon als sie die Champignons aus der Plastikschale nahm, bemerkte er, dass sie unbedingt die Stiele entfernen müsse, da die Pilze sonst bitter werden könnten und man Champignons auf keinen Fall waschen, sondern nur bürsten dürfe, um ihren Geschmack nicht zu verwässern. Bei den Tomaten provozierte er eine hitzige Diskussion, ob man sie erst in Scheiben und dann in Würfel oder erst in Schiffchen und dann in Würfel schneidet und als das Nudelwasser kochte erklärte er, dass er es immer schade fände, wenn die Pasta nicht selbst gemacht sei, wo das dosch so einfach und so viel schmackhafter wäre als die harten Dinger aus der Packung. Eskaliert ist die Situation dann nachdem er nach einer halben Stunde Vortrag über die Rotweinanbau-Gebiete Frankreichs (sie tranken Pinot Grigio, den sie selbstverständlich mit einem völlig indiskutablen Korkenzieher geöffnet hatte)nahtlos überging zu einem Plädoyer für Fleur de Sel und gegen ihren schnöden Kochsalzstreuer. Sie hat ihm den Inhalt seines Tellers mehr oder weniger zielgenau in die linke Jackentasche gekippt, geschrien, er könne ja unterwegs essen, sie wolle ihn hier nicht mehr sehen und ihn vor die Tür gesetzt. Liebe geht eben doch immer durch den Magen - so oder so. Ich jedenfalls habe den Laptop, an dem Achim immer sitzt und einfach nichts sagt, wenn ich einen meiner seltenen Kochanfälle bekomme, noch nie so gemocht wie jetzt.
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