Donnerstag, 1. März 2012

Schäumen will gelernt sein

Kaffee ist eigentlich überflüssig. Mir würde der Milchschaum genügen. Tut er genau genommen auch. Wenn ich weder total müde, noch in einem Café bin, zapfe ich mir am Kaffeevollautomaten im Büro meistens nur eine Tasse aufgeschäumte Milch und süße sie mit Honig. Fast wie früher als ich heiße Milch mit Honig zum Einschlafen bekommen habe. Statt süßer Träume bekam ich dadurch zwar mein erstes Loch im Zahn, aber eine schöne Erinnerung ist dieses Getränk trotzdem (zumindest schöner als die Erinnerung an den Zahnarztbohrer). Dabei ist Milchschaum schnöde, unromantische Wissenschaft: Während der unbedarfte Milchschaum-Abhängige davon ausgehen würde, dass die fluffige Konsistenz des Schaums dadurch entsteht, dass die Milch mit Luft durchmischt wird, würden es wahre Milchschaum- und Kaffeespezialitäten-Kenner niemals bei dieser schnöde-simplen Erklärung belassen. Den perfekten Milchschaum zu kreieren ist bei ihnen ein detailliert durchgetakteter Vorgang mit diversen zu kontrollierenden Parametern. Denn sie wissen: Für die Stabilität des Schaums ist der Eiweißgehalt der Milch maßgeblich. Da Protein ab 40 Grad Celsius gerinnt, entsteht bei zu hohen Temperaturen Baubeton-artiger Schaum. Je kälter die Milch ist, desto mehr Zeit hat man zum Schäumen. Die Schaumdüse wird vom Profi leicht mittig versetzt in den Milchbehälter gesteckt, geschmeidig an die Oberfläche gezogen, um Luft unterzuheben und in gesetzten Wirbelbewegungen wieder gen Boden gesenkt. „Rollen“ heißt das im Fachjargon. Voila, schon steht das perfekt durchgestylte, einfallsichere Schaumkonstrukt wie ein Wölkchen auf dem Berggipfel. Wer sich eher zu den Aufschäum-Grobmotorikern zählen muss, der ohne Üben, Üben, Üben nicht mal ansatzweise etwas Milchhauben-Ähnliches auf seinem Cappuccino zustande bekommt, dem sei folgender Rat mitgegeben, den ich unter der verheißungsvollen Überschrift „Der ultimative Supertipp“ auf www.kaffeewiki.de gefunden habe: „Zum Üben kann man statt Milch einfach kaltes Wasser in das Milchkännchen füllen, in das man einen Tropfen Spüli gibt. Das Spüliwasser ist in seinem Aufschäumverhalten der Milch täuschend ähnlich - und auch optisch, wenn man richtig geschäumt hat. Also Vorsicht, daß niemand das Zeug aus Versehen trinkt! „
Ahaaaa. Spüli statt Milchschaum. Das würde auch erklären, warum ich gestern den ganzen Abend Seifenblasen gemacht habe.

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