Montag, 19. März 2012

Es Grün(kern)t so grün

„Warum Laufen erfolgreich macht und Grünkernbratlinge nicht“ – so heißt ein Buch eines von mir sehr geschätzten Laufexperten. Vielleicht hat er recht damit, dass Grünkernbratlinge nicht erfolgreich machen, aber Grünkernbratlinge erfolgreich zu machen (und zu essen), ist ja auch schon was, finde ich. Nachdem ich das letzte Mal irgendwas Konsistenzschaffendes vergessen habe in die Grünkernmasse zu schütten (Baubeton, zum Beispiel)und das Ganze eine eher Knetmasse-mäßige Veranstaltung geworden ist, habe ich heute meinem Freund wieder das Küchenruder und die Grünkern-Rührschüssel überlassen. Und siehe da: Ein Traum von Grünkernbratlingen kam da aus der Pfanne - auch, wenn Achim nach dem ersten Bissen fragte: "Ist das jetzt lecker oder nur gesund?". Und tatsächlich klingt die Bezeichnung „Grünkern“ so überzogen öko, dass man eigentlich nicht davon ausgehen kann, dass das Zeug besser schmeckt als ein Weizengras-Drink - obwohl der vielleicht erträglich wäre, wenn man das Gras wegließe und nur das Weizen tränke. Noch überraschender ist die Schmackhaftigkeit der Bratlinge, wenn man weiß, dass Grünkern halbreifer gerösteter Dinkel ist. Dass er halbreif geerntet wird, ist einer Hungersnot geschuldet – oder besser: deren Drohen. Weil vor mehreren Jahrhunderten ein schlimmes Unwetter dem halbreifen Getreide arg zusetzte und es so zu Boden drückte, dass es zu verderben drohte, schnitten die Bauern die Ähren vorzeitig ab und trockneten das durchweichte Korn über dem Feuer. Weil das damit gebackene Brot so gut schmeckte, packten die Leute das halbreife Röstgut auch gleich noch in die Suppe. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg des Grünkerns, der damals wahrscheinlich noch nicht Grünkern hieß - und in den 1860er-Jahren war das Röstgetreide dann so beliebt, dass eigene Darren für dessen Herstellung gebaut wurden. Weil Grünkern nach seinem Anbaugebiet auch badischer Reis genannt, also von Schwaben kultiviert wird, ist es nicht verwunderlich, dass nichts weggeworfen, sondern alles weiterverarbeitet wird. So füllt man die Spelzen beispielsweise in kleine Kissen, denen eine den gesunden Schlaf fördernde Wirkung nachgesagt wird. Sogar einen Eintrag in www.slowfood.de, der Arche des guten Geschmacks, hat Grünkern inzwischen bekommen. Im Odenwald gibt es ein Grünkern-Museum und einen Grünkern-Radweg. Irgendwie hat das Getreide also doch mit Sport zu tun. Obwohl ich den fränkischen Bierwanderweg kulinarisch gesehen doch reizvoller finde.

3 Kommentare:

  1. Macht immer wieder Spass, deinen Blog zu lesen. Zumal wir gerade gestern erst auf Drängen unseres Sohnes einen Veggie Day eingelegt haben (lernt man heute in der Schule). Und was gab's? Hamburger mit Grünkernbratlingen.

    AntwortenLöschen
  2. Danke :-) Immerhin isst euer Kleiner Grünkern - ich hätte als Kind wahrscheinlich solange verweigert bis ich einen echten Burger bekomme - oder wenigstens Pizza...

    AntwortenLöschen
  3. Wem das frische Weizengras lieber ist, kann bei uns zugreifen. Auch ein Eigenanbau ist überhaupt nicht schwer und macht Spaß! Jedoch muss man dabei auf geeignete Schalen und richtiges Zubehör achten. Für ein gesundes Weizengras eignet sich sehr gut eine Kapillarbewässerung. Ein Schalensystem für Weizengrasanbau und die dazu passenden Kapillarmatten finden Sie bald in unserem Onlineshop.

    AntwortenLöschen