Sonntag, 1. Juli 2012

Horst Lichter - da ist alles in Butter

Genau wie für mich "Das perfekte Dinner" zum Unter-der-Woche-Unterhaltungsprogramm gehört, ist es fester Bestandteil unserer Wochenend-Frühstücksroutine, eine Folge "Lanz kocht" im Online-Stream anzuschauen. Während wir unsere Brötchen mit Käse belegen, stopfen die Starköche Couscous in Tintenfische und Brezelfüllung in Braten. Inzwischen kennen wir nicht nur die Gags, die spätestens jede zweite Sendung einmal kommen ("Er wird auch George Clooney von Franken genannt - Alexander Herrmann!", "Und was sagt das Orakel aus München?","Kardamom ist gut, wenn man Probleme mit Mundgeruch hat - probier doch mal." usw.), sondern man kann auch die Köche langsam aber sicher schön in Klischee-Schubladen einordnen. Alexander Herrmann - immer schön angerichtete Speisen, für Alfons Schuhbeck aber immer entweder zu wenig Salz oder eine Komponente zuviel. Lea Linster - immer gut gemachte Gerichte, was angesichts der Wortanzahl pro Sendung erstaunlich ist; Kochmami, die all ihre "Buben" regelmäßig" knutschen und knuddeln muss - ob sie das wollen oder nicht. Cornelia Poletto - Quotenblondine mit Knatschstimme, die ganz gut kontern kann und noch besser italienisch kochen. Und, nein: SIE HAT KEINEN FREUND! Kolja Kleeberg - der Hammer in der Dessertabteilung. Ansonsten gut, aber sowas wie der Klassenstreber, der immer noch eine Anmerkung zu allem hat. Mario Kotaska - Blond, Brille, basst scho. Nelson Müller - singt ganz gerne mal. Ansonsten alles im Repertoire von Zwiebelrostbraten bis "Eckball"-Dessert. Steffen Henssler - kann Fisch, aber kein Soufflée. Tim Mälzer - kann Fleisch und ... Fleisch. Horst Lichter - kocht mit der größten Butterdichte pro Quadratzentimeter Lebensmittel. Egal, um welches Lebensmittel es sich handelt. Gestern haben wir zum Beispiel eine Folge angeschaut, in der die Köche etwas Deftiges zubereiten sollten. Während Schuhbeck sich mit einem Herrengulasch samt Ochsenmaulsalat im Zwiebelschälchen verkünstelt hat und Mario Kotaska geräuchterte Forelle unter perfekt gebräunte Bratkartoffeln hob, bastelte Lichter "Gefüllten Fleischkäse". Er schnitt Taschen in Leberkäs-Hälften, füllte sie mit Speck und Käse, panierte sie, briet sie mit gefühlt einem Klotz Butter an, packte einen weiteren obendrauf und steckte alles nochmal ins Backrohr, damit "die Butter auch schön in die Panade einzieht". Ich glaube ja, dass der Cholesterinspiegel bei so einem Gericht schon beim Zuschauen gefährliche Werte erreicht, da hilft auch der Meeretichsalat nichts mehr, den er als Alibi-Vitamine unter den Butter-Leberkäs geschmuggelt hatte. Aber es war ein Gericht, dass zu ihm gepasst hat - und das ist positiv gemeint. Ich fand es eines der besten, wennauch am schwersten im Magen liegenden "Lichter-Klopper", gleich nach der Erdbeere im Zucker-Sahne-Berg und "Lachs auf Toast". Und wenn es nur deswegen ist, für ein paar Minuten das gute Gefühl zu haben, sich ungleich gesünder zu ernähren, auch, wenn sich die Nuss-Nougat-Creme auf dem Frühstücksbrötchen türmt. Die nächste Folge schaue ich mir garantiert wieder an - man muss ja nicht alles nachkochen.

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