Samstag, 4. Februar 2012

War das fettig - bring mal einen Schnaps!

Ich habe eine interessante Entdeckung gemacht: Schnaps ist eine Spirituose (das ist noch nicht das Interessante, sondern nur die Hinleitung dazu, denn:)Spirituosen sind alkoholische Flüssigkeiten, die – Achtung: Zum Menschlichen Genuss bestimmt sind und organoleptische Eigenschaften haben. Für alle, die ihre Gehirnzellen für Fachvokabular schon versoffen haben: Organoleptisch heißt soviel wie „Sinne und Organe berührend“. Wenn es gut läuft, berührt Schnaps das Gute-Laune-Töpfchen, das fröhlich übersprudelt, seinen Besitzer beste Stimmung verbreiten lässt und den Abend so richtig in Schwung bringt. Wenn es schlecht läuft, berührt er die Magenschleimhaut und das Essen, das er eigentlich hätte verdauen helfen sollen, kommt postwendend retour.
Früher bezeichnete man derartige Sinnlichkeits-Bomben als Branntwein. Genaugenommen ist nämlich auch "Spirituose" ein Fremdwort, das lateinische für „Geist“. Weil man aber auch noch strudelstramm einen Kurzen bestellen können will, hat sich der einfacher auszusprechende Begriff „Schnaps“ eingebürgert. Der kommt von „schnappen“, also schnell runterkippen. Leicht zu merken – und zur Not auch pantomimisch darzustellen.
Entweder wird Schnaps hergestellt, indem man Früchte und Beeren in Alkohol einlegt oder zuckerhaltige Lösungen, Maische oder Getreide vergären lässt. Anschließend wird die Pansche mindestens einmal destilliert und mit Wasser auf Trinkbarkeit runter verdünnt. Ob das, was dabei rauskommt, Geist, Brand oder Wasser heißt (Ersteres und Letzteres natürlich nur im übertragenen Sinn, hängt von der Entstehung der jeweiligen Flüssigkeit ab. Brände und Wässer werden aus Fruchtmaischen hergestellt, beim Geist umspült geschmacksneutraler hochprozentiger Alkohol zerkleinerte Früchte so lange bis Schnaps draus wird.
Dass Schnaps und andere Spirituosen viel teurer sind als beispielsweise Bier, liegt daran, dass in Deutschland auf sie sowohl eine Branntweinsteuer als auch die reguläre Umsatzsteuer erhoben wird. Rund 2 Milliarden Euro bekommt der Bund pro Jahr für die klaren Rauschbescherer! Da braucht man doch erstmal einen Schnaps, um das zu verdauen.
Apropos verdauen: Schnaps ist nicht nur wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung (die Wissenschaftler ohnehin widerlegt haben wollen) ein unglaublich effizienter Alkohol. Er fängt auch schon bei der Mundschleimhaut an in den Körper zu krabbeln, während Bier erst über die Magenschleimhaut aufgenommen wird. Kein Wunder, dass auf wiktionary.org unter dem Stichwort „Schnaps“ einer der Beispielsätze lautet: „Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort.“
Deutlich wundersamer finde ich, dass Schnaps durch die volle Bandbreite dekliniert werden kann. Wann braucht man denn schon den Genitiv „des Schnapses“? Akkusativ und Nominativ würden völlig ausreichen für vorher: „Noch einen Schnaps!“ und nachher: „Der letzte Schnaps muss schlecht gewesen sein.“
Übrigens, und damit soll der alkoholichen Weisheiten für heute genug sein: Der Begriff „Schnapsdrossel“ hat nichts mit einem besoffenen Vogel zu tun. Drossel war früher ein Synonym für Kehle. Daher auch das Wort „erdrosseln“ für „jemanden erwürgen.“ Da die meisten nach ein paar Gläschen Schnaps aber schon froh sind, wenn sie noch aufrecht stehen können, ist es recht unwahrscheinlich, dass sie jemanden erwürgen. Ist ohnehin viel lustiger, wenn alle untot wieder nach Hause kommen nach einem feucht-fröhlichen Abend - und sich erst am nächsten Morgen wünschen tot zu sein. Prost!

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