Mein Verhältnis zur Nudel ist gespalten. Einerseits mag ich die teigigen Kohlenhydratstränge so gerne, dass ich mir am liebsten jeden Tag eine große Portion davon einverleiben würde. Wird die Menge der angebotenen Nudeln jedoch so groß, dass sich das Nudelessen zur Pastaparty auswächst, hört bei mir die Nudellust auf. Nicht, dass ich was gegen Parties hätte, ganz im Gegenteil. Ich mag feiern, essen und trinken. Was bei der Pastaparty allerdings die Party sein soll, ist mir ein Rätsel. Die Veranstaltungen, denen ich bisher beiwohnen durfte - und das waren viele - bestanden darin, dass ein Pulk mehrerer hundert bis tausend Sportler nach endlosem Schlangestehen in ein Zelt getrieben wurde dessen Luft man mit dem Messer hätte schneiden können. Dort fielen die Athleten über die bis zur vollständigen Geschmacklosigkeit verkochten Nudeln her als hinge ihr Leben von der Pampe ab, stopften das - nun ja, sagen wir mal: Essen - quasi ohne zu kauen in sich hinein (was ich verstehen kann), nur um dann mit dem Ausdruck puren Futterneids nochmals zu den silbernen Warmhalteschalen vorzustossen, um sich eine zweite Mahlzeit auf den Teller zu schaufeln oder das Ausgabepersonal anzubrüllen, dass es gefälligst einen Nachschlag rauszurücken habe (was ich weniger verstehen kann). Aber man ist schließlich Sportler und als solcher meandert man ja ständig an der Kohlenhydrat-Ebbe und dem spontanen Leistungsverlust durch Nudelmangel entlang.
Mir ist es ziemlich egal, was ich vor einem Wettkampf esse. Ich bin mit Nudeln und Apfelschorle im Magen schon schlechter gelaufen als nach Tiefkühlpizza und Bier. Spaghetti Bolognese haben mich sowohl ins Ziel als auch in die Büsche befördert und der Radmarathon, vor dem ich aufgrund unglücklicher Umstände als Abendessen eine 50-Gramm-Tüte Studentenfutter nachts um 2 Uhr verdrückt habe, war der platzierungsmäßig erfolgreichste, den ich je absolviert habe. Ich glaube, es kommt nicht darauf an, was man am Vorabend des Wettkampfes isst, sondern die Wochen und Monate davor. Die Pastaparty ist eine Kopfsache, um sich die Gegner bei schlechtem Essen, schlechter Beleuchtung und schlechter Luft einmal anzuschauen und das Kribbeln vor dem Rennen ein bisschen zu spüren bevor es dann richtig los geht. Und weil Sportler immer und unglaublich viel essen, gibt es halt die billigst mögliche Variante dieses Bedürfnis zu befriedigen. Schmecken tut es nicht mal den Athleten, die sich zwei Mal nachholen. Ich habe sie zumindest nach solchen Parties immer noch in der Pizzeria um die Ecke "was Richtiges" essen sehen. Und meistens waren das keine Nudeln.
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