Samstag, 5. März 2011

Vom Beizverhalten der Lachse


Unser Kühlschrank ist seit drei Tagen eine Anti-Ageing-Farm: Im mittleren Fach wohnt ein Lachsfilet, das Achim in eine Mischung aus Salz, Zucker, Rosmarin, Chili, Wacholderbeeren und Pfeffer eingelegt hat. Er behauptet, das sei Beizen, ich behaupte, das sind Tierversuche für die Konservierungsmaske, dich ich zum nächsten Geburtstag geschenkt bekomme. Beizen ist eigentlich nichts anderes als Marinieren, also ein Lebensmittel in irgendetwas einzulegen, um ihm einen gewissen Geschmack zu verleihen - oder auch, um seinen Eigengeschmack abzumildern. Bei Wild scheint Letzteres gängige Praxis zu sein, damit die Preiselbeerbirne daneben nicht schmeckt wie ein Stück Schaumgummi. Das Fleisch wird in Buttermilch gebadet, um sein dominierendes Aroma etwas einzudämmen. "Hautgout" heißt das in der Fachsprache, frei übersetzt "dominierender Geschmack". Beizt man ein Stück Lachs heißt der danach "Graved". Was klingt wie ein Ikea-Regal bedeutet "eingegraben". Früher hat man den Lachs nämlich in mit Salz gefüllte Erdlöcher eingebuddelt. Wenn ich daran denke, wie viele 10-Pfennig-Stücke ich als Kind im Schulgarten vergraben und trotz präzise handgemalter Schatzkarten nie mehr gefunden habe, bin ich froh, dass der Lachs heutzutage zum Beizen an der Oberfläche bleiben darf.

Und das Beste ist, dass meine Kresse inzwischen soweit gewachsen ist, dass ich sie mir auf den Anti-Ageing-Fisch bröseln kann.

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